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1980 hat eine Band zwei Maxi-Singles und zwei LPs veröffentlicht,
die ihrer Zeit weit voraus war. Nach 1980 hat man nichts mehr gehört
von Leo, T, JR und Dennis Morris alias Basement 5.
Die Vorgeschichte: London 1978. Die
Sex Pistols sind weg, aber das kreative Post-Pistols-Chaos ist immer
noch am Ausspucken neuer Talente, Bands, Projekte. Via "Rock Against
Racism" wird Reggae, vor allem aber Dub, zur beinahe gleichwichtigen,
gleichberechtigten Musik der Zeit. Weiße Bands wie Clash oder Slits
bedienen sich großzügig, während der umgekehrte Weg selten eingeschlagen
wird: daß sich schwarze Reggae-Musiker Anregungen bei den Punks
und Art School Leuten holen. Einzig relevantes Beispiel: Basement
5. Als die Kerntruppe T, Jr und Leo als Vorgruppe beim Debüt von
Public Image auftreten, feuern sie anschließend ihren Sänger Winston
Fergus, früher Sänger bei den Equators. Keine Bob Marley Scheiße
mehr! Eine Stimme wie Johnny Lydon soll es sein. Und während Jah
Wobble bei Basement 5 abschaut, klauen Basement 5 bei Keith Levene.
Gegenseitige Befruchtung. Neuer Sänger wird ein gewisser Don Letts,
der es aber nur wenige Wochen aushält bei Basement 5. Die erneut
sängerlosen drei Dub-Punks-on-Dope beschließen einen Erholungsurlaub
in Portugal. Sechs Monate bleiben T, Leo und JR an der Algarve und
keine Biographie verrät uns, was sie dort unten getrieben haben.
Als sie im Herbst 1979 wieder nach London zurückkehren, haben sie
jedenfalls ihren Sänger gefunden: Dennis Morris, rastalockiger Star-Photograph
der britischen Musikpresse und Haus-Lichtbildner der Plattenfirma
Island.
Der dritte Sänger wurde zum Sprecher
und Aushängeschild von Basement 5. Er prägt das futuristische Image
einer Reggae-Band, während die anderen britischen Ex-Jamaicaner
Sly und Robbie kopieren und von Rastafari und Babylon singen. Ausnahme:
Linton Kwesi Johnson und Dennis Bovell. Morris' Photos von Basement
5 zeigen das Quartett mit verwischten Gesichtern, Metaphern der
Entfremdung, und mit Schweißer-Brillen und Sturzhelmen, Metaphern
des elektronischen Fortschritts. Er formuliert ein "Ja zur modernen
Welt", das den Zustand des frühen Thatcher-Englands nicht leugnet:
Arbeitslosigkeit, Streik, Rassismus, Verelendung der Arbeiterklasse.
Die erste Aufnahme für Island ist eine 10" mit dem Titel SILICON
CHIP: eine anti-linke und gleichzeitig linksradikale Position, die
den Roboter der entfremdeten Arbeit am Fließband vorzieht und behauptet,
daß der freie Mensch etwas besseres zu tun habe, als Angst vor der
Zukunft zu haben.
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PARANOIA CLAUSTROPHOBIA DUB PART
II
HEAVY TRAFFIC
SILICON CHIP
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