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Big Star Teil 1 : 2
31.10.90  
 

Früher war alles besser und Platten wie diese werden heute nicht mehr gemacht...
      So beginnt eine der besten LPs der siebziger Jahre, NO. 1 RECORD von Big Star. Big Star war drei Jahre lang Alex Chiltons Band und zwar von 1972 bis 1974. Nach seinen Million-Seller-Kinderstar-Tagen mit den Box Tops versuchte sich Alex Chilton um das Jahr 1970 herum als Folkie in New York mit dem Ziel einer Solo-Karriere. Duo wäre auch okay gewesen, aber sein alter Freund Chris Bell, mit dem er schon vor der Box-Tops-Zeit musiziert hatte, wollte partout Memphis nicht verlassen, seine kleinen Studio-Jobs, seine Gelegenheits-Bands. Eine davon hieß Ice Water und bestand neben Chris Bell aus Andy Hummel am Baß und Jody Stephens am Schlagzeug. Man spielte britischen Pubrock nach und schwindelte ab und zu mal eine Chris-Bell-Eigenkomposition ins Repertoire, die den englischen Vorbildern durchaus das Mississippi-Wasser reichen konnte. Da der Prophet nicht zum Berg kam undsoweiter, zog es Alex Chilton 1971 ebenfalls zurück nach Memphis. Dort daddelte er im Ardent Studio weiter an einer Solo-LP herum, Songs, die zum Teil auf der LOST DECADE LP von 1985 nachzuhören sind. Es kam, wie es kommen mußte und von Chilton vielleicht auch beabsichtigt war: Chilton wurde Mitglied von Ice Water, mindestens gleich Vize-Häuptling, und einer neuer Name war auch schnell gefunden: Big Star.
     Die Leute von den Ardent Studios waren von der dreimonatigen Big-Star-Aufnahmesession restlos begeistert und gründeten wegen NO. 1 RECORD gleich ein eigenes Label, das einen Vertriebsdeal mit Stax abschloß. Kein Live-Gig wurde gespielt. Alles sollte wundermäßig wie bei den Beatles im Studio passieren. Zitat Chilton: "Klar, wir machten ein gutes Album. Aber richtig Spaß hatten wir nie."
     Chilton brachte den Soul, Bell die Beatles und Badfinger und die Byrds und überhaupt alle Gruppen mit B in die Studioarbeit mit ein. Die Spannung bei den Sessions, die zwei verschiedenen Charaktere Chilton und Bell, Rocker und Mucker, undiszipliniert und tüftelig führten zu einer LP voll der wunderbar schönsten Melodien, die trotzdem immer rasiermesserscharf zum Vortrag gebracht wurden. 1972 wurden große Teile einer noch 15 Jahre in der Zukunft liegenden Pop-Ästhetik vorweggenommen.
     Die LP und zwei daraus ausgekoppelte Singles waren klassische Flops. Stax brachte die Platten nicht in die Läden, die Musik nicht ins Radio. Und außerdem war das Interesse am Ardent Label eher gering, da Stax gerade selbst ums Überleben kämpfte und sich der CBS anschloß. Die Erfolglosigkeit der monatelangen und so wunderschönen Bemühungen verstärkte die Spannungen in der Band. Als Chilton auf Tourneen und Live-Konzerte bestand, verließ Chris Bell die von ihm gegründete Band. Vorher schlug er noch die Scheiben des Ardent-Studios ein und löschte heimlich die Masterbänder aller Big Star Aufnahmen. Das war Weihnachten 1972.

FEEL

 

 

 

 

 

 

 

IN THE STREET

 

 

 

 

BALLAD OF EL GOODO

 

 

 

 

THIRTEEN

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