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Früher war alles besser und Platten wie diese werden heute nicht
mehr gemacht...
So beginnt eine der besten LPs der
siebziger Jahre, NO. 1 RECORD von Big Star. Big Star war drei Jahre
lang Alex Chiltons Band und zwar von 1972 bis 1974. Nach seinen
Million-Seller-Kinderstar-Tagen mit den Box Tops versuchte sich
Alex Chilton um das Jahr 1970 herum als Folkie in New York mit dem
Ziel einer Solo-Karriere. Duo wäre auch okay gewesen, aber sein
alter Freund Chris Bell, mit dem er schon vor der Box-Tops-Zeit
musiziert hatte, wollte partout Memphis nicht verlassen, seine kleinen
Studio-Jobs, seine Gelegenheits-Bands. Eine davon hieß Ice Water
und bestand neben Chris Bell aus Andy Hummel am Baß und Jody Stephens
am Schlagzeug. Man spielte britischen Pubrock nach und schwindelte
ab und zu mal eine Chris-Bell-Eigenkomposition ins Repertoire, die
den englischen Vorbildern durchaus das Mississippi-Wasser reichen
konnte. Da der Prophet nicht zum Berg kam undsoweiter, zog es Alex
Chilton 1971 ebenfalls zurück nach Memphis. Dort daddelte er im
Ardent Studio weiter an einer Solo-LP herum, Songs, die zum Teil
auf der LOST DECADE LP von 1985 nachzuhören sind. Es kam, wie es
kommen mußte und von Chilton vielleicht auch beabsichtigt war: Chilton
wurde Mitglied von Ice Water, mindestens gleich Vize-Häuptling,
und einer neuer Name war auch schnell gefunden: Big Star.
Die Leute von den Ardent Studios waren
von der dreimonatigen Big-Star-Aufnahmesession restlos begeistert
und gründeten wegen NO. 1 RECORD gleich ein eigenes Label, das einen
Vertriebsdeal mit Stax abschloß. Kein Live-Gig wurde gespielt. Alles
sollte wundermäßig wie bei den Beatles im Studio passieren. Zitat
Chilton: "Klar, wir machten ein gutes Album. Aber richtig Spaß hatten
wir nie."
Chilton brachte den Soul, Bell die
Beatles und Badfinger und die Byrds und überhaupt alle Gruppen mit
B in die Studioarbeit mit ein. Die Spannung bei den Sessions, die
zwei verschiedenen Charaktere Chilton und Bell, Rocker und Mucker,
undiszipliniert und tüftelig führten zu einer LP voll der wunderbar
schönsten Melodien, die trotzdem immer rasiermesserscharf zum Vortrag
gebracht wurden. 1972 wurden große Teile einer noch 15 Jahre in
der Zukunft liegenden Pop-Ästhetik vorweggenommen.
Die LP und zwei daraus ausgekoppelte
Singles waren klassische Flops. Stax brachte die Platten nicht in
die Läden, die Musik nicht ins Radio. Und außerdem war das Interesse
am Ardent Label eher gering, da Stax gerade selbst ums Überleben
kämpfte und sich der CBS anschloß. Die Erfolglosigkeit der monatelangen
und so wunderschönen Bemühungen verstärkte die Spannungen in der
Band. Als Chilton auf Tourneen und Live-Konzerte bestand, verließ
Chris Bell die von ihm gegründete Band. Vorher schlug er noch die
Scheiben des Ardent-Studios ein und löschte heimlich die Masterbänder
aller Big Star Aufnahmen. Das war Weihnachten 1972.
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FEEL
IN THE STREET
BALLAD OF EL GOODO
THIRTEEN
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