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Victor Jara Teil 1 : 2 : 3
23.1.91  
 

Es war einmal ein Land, das hatte sich als erster Staat der Welt eine kommunistische Regierung gewählt. Die Gegner dieser Regierung sprachen: "Das kann ja nur um einen Irrtum handeln", und fingen an, die Arbeit dieser Regierung zu sabotieren, wo immer es ging. Als alle Tricks nicht so richtig halfen und die Kommunisten immer noch an der Macht waren, wandten sich die Gegner an die alten Freunde im Norden. Der Zufall wollte es, daß diese alten Freunde große wirtschaftliche Interessen in dem nun kommunistisch regierten Land hatten. Da war man sich schnell einig: Antikommunisten, multinationale Konzerne und das Militär organisierten einen blutigen Putsch, der dafür sorgte, daß die Kommunisten erschossen, eingesperrt oder aus dem Land vertrieben wurden. Die US-Amerikaner, die heute im Namen der UNO kleine Länder vor großen Diktatoren beschützen, konnten damals nicht eingreifen: Sie waren nämlich die alten Freunde im Norden, an die sich die Reaktion in Chile um Hilfe gewendet hatte. Heute im Popalphabet: Victor Jara, chilenischer Liedermacher und Märtyrer des Militärputsches von 1973...
     Victor Jara wird 1938 als Sohn eines Landarbeiters und einer Wäscherin geboren. In den fünfziger Jahren erlangt er über den zweiten Bildungsweg die Hochschulreife und studiert ab 1957 Schauspielkunst. Ein Jahr später schließt sich Victor Jara der Folklore-Gruppe Cuncumén an, die traditionelle chilenische Volksmusik pflegt. Mit Cuncumén kommt Jara auch das erste Mal ins Ausland: 1959 tourt die Gruppe durch den Ostblock.
     Daß mit traditioneller Volksmusik politisch umstürzlerische Gesinnung verbunden sein könnte, erscheint uns seltsam. Aber die chilenische Situation war anders als unsere: Europäische Hochkultur, das spanische Erbe, amerikanisches Entertainment gaben den Ton im Chile der fünfziger und sechziger Jahre an. Die eigene nationale Realität, also das indianische und mestizische, wurde gering geschätzt. Wer politische Veränderung wollte, konnte hier den Hebel ansetzen. Tom Lehrer spöttelt etwa zur selben Zeit auf seinen Platten: "Die Linke hat zwar die schlechteren Waffen, aber die besseren Songs." Für Chile war diese Ironie Wirklichkeit. Indem man die Landeskultur betonte, die Musik und Sprache der Indios, Bauern, Landarbeiter zur Sprache und Musik der Veränderung machte, sicherte man sich die Zuneigung breiter Bevölkerungsschichten, was sich schließlich auch in Wählerstimmen niederschlug. Victor Jara, Schauspieler, Regisseur, Arbeiterkind und singender Agitator wurde zum Popstar der politischen Veränderung.

POEMA 15

 

 

 

A COCHAMBA ME VOY

 

 

 

 

 

 

EL ARADO

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