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Royal Trux sind Neil Hagerty und Jennifer Herrema plus irgendwem.
Hagerty schreibt: "Ich hatte eine Cowboy-Gitarre vom Pfandleiher
geschultert. So marschierte ich in die Stadt. Bald war ich in einer
Band. Wir holten Leute auf die Bühne, die bei uns mitspielen sollten,
ohne geprobt zu haben - damit es spannend blieb. Ich kann mich an
einen erinnern, der mit seinem Elektrorasierer den Boden eines Aluminium-Kochtopfs
bearbeitete: Das Geräusch war schön. Eines Tages kamen ein paar
so reiche Kids in die Stadt. Ihrer Band fehlte ein Gitarrist. Ihre
Einstellung war: Scheiß auf den Scheiß. Jetzt sind wir dran. Alle
wollten nach New York ziehen. Jennifer auch. Unsere Band hatte Erfolg.
Keiner kümmerte sich um mich. Also tat ich mich mit Jennifer zusammen
und begann mein eigenes Ding. Auf mich wirkten die alten New Yorker
Bands wie die Ramones oder Television oder Velvet Underground wie
ein Alfons Schubeck auf junge Küche wirken muß. Also gings mir prima.
Jennifer schmiß die Schule; ich schmiß die Band. Mein Name und der
Ruf der ehemaligen Band gab uns einen gewissen Startvorteil. Jemand
fragte uns, ob wir eine Single machen möchten; wir sagten ja."
In einem Rocklexikon läse sich die
Geschichte von Royal Trux folgendermaßen: Jon Spencer und Julie
Cafritz, zwei Studenten in Princeton, schmeißen den Krempel hin
und gehen Mitte der 80er Jahre nach Washington, DC. Sie gründen
Pussy Galore, gabeln Neil Hagerty auf und ziehen nach New York,
um eine notengetreu Version von EXILE ON MAIN STREET einzuspielen
und Undergroundstars zu werden. Als die Gruppe 1990 explodiert,
gehen aus den Trümmern die Jon Spencer Blues Explosion, Boss Hog
und Royal Trux hervor. Nicht schlecht.
1990: Neil und Jennifer leben in Chicago,
sind voll auf Heroin und nehmen für das Drag City Label die laut
NEW MUSICAL EXPRESS "unhörbarste Platte aller Zeiten" auf, TWIN
INFINITVES. 1992 soll es bereits zu wiedererkennbaren Songs gereicht
haben, 1993 gar zu einem Rock'n'Roll-Album. 1994 nimmt Virgin Amerika
die Gruppe unter Vertrag. ROCK - THE ROUGH GUIDE schreibt: "Aus
der anfangs ungemütlich verdrogten Mischung aus Science-fiction
und Kunst haben Herrema und Hagerty inzwischen einen superdruckvollen
Rock-Act gemacht, ohne dadurch auf ihre surreale Weltsicht verzichten
zu müssen. Ihre Unwilligkeit, Kompromisse einzugehen, kostet sie
am Ende wohl das ganz große Publikum, aber sie hauen auf jeden Fall
großartige Monstermusik raus."
1997 veröffentlichen Royal Trux das
Album SWEET SIXTEEN und die Dreifach-LP-Box SINGLES, LIVE, UNRELEASED.
Was vor zehn oder zwanzig Jahren noch als schauriger Übungsraumabfall
einer Hardrock-Band gegolten hätte, kann nun als eine Art EXILE
ON MAIN STREET für härtere Zeiten wahrgenommen werden. Die Zeit
schafft erst den Blick für die Wunden.
Prototypisch ist SHOCKWAVE RIDER von
1993. Die Band annonciert das Stück als "die Geschichte aus der
Sicht des Drogenkäufers". Ein vertraut-fetziges Schlagzeug gibt
einen ebenso professionellen wie klischierten Kontext vor, der nach
wenigen Sekunden durch die einsetzende Melodica - oder ist es ein
Billig-Synthesizer? - völlig relativiert wird. Der Zuhörer mag noch
überlegen, ob er Genies oder Idioten hört, da wird er schon platt
gemacht.
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Royal Trux
STRAWBERRY SODA
Royal Trux
SPIKE CYCLONE
Pussy Galore
CRAWFISH
Royal Trux
AVIATOR BLUES
Royal Trux
NO FIXED ADDRESS
Royal Trux
SHOCKWAVE RIDER
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