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Improvisationsmusik, hart und soulful gespielt - Irène Schweizer.
Gleich hineingegriffen ins volle Piano-Innenleben...
Irène Schweizer, geboren 1941 in Schaffhausen.
Die Eltern betreiben das Restaurant "Landhaus", wo auch ein Piano
herumsteht. Dort lernt Irène erst autodidaktisch, dann mit Lehrer
das kleine Klavier-Einmaleins und ein wenig Schlagzeug. Doch mehr
als Czerny-Etüden haben es dem jungen Fräulein Schweizer die Dixieland-Combos
angetan, die am Wochenende bei Bunten Abenden auftreten. Mit 14
ist sie selbst schon in einer ersten Dixie-Kapelle, steigt dann
auf Modern Jazz um. Ende der 50er Jahre tritt sie mit den Modern
Jazz Preachers auf, die Jungs mit Schlips und weißem Hemd, Irène
mit einem dieser Kleider, die man aus Heinz-Ehrhard-Filmen kennt:
frisch gestärkte Eleganz. 1960 gewinnen die Modern Jazz Preachers
das Züricher Amateur Jazz Festival. Parallel zu ihren musikalischen
Ambitionen besucht Irène Schweizer die Höhere Handelsschule und
wird Sekretärin, nachdem sie 1961 und 1962 in London Sprachen studiert
und mit Eddie Thompson Monk und Morton geübt hat. "Ich habe einen
Anschlag wie eine elektrische Schreibmaschine", wird sie auch später
noch von sich sagen. Zurück in der Schweiz arbeitet Irène Schweizer
in Zürich, wo abends im Café Africana Champion Jack Dupree oder
Dollar Brand den Willen zum Rhythmus demonstrierten, der Irène Schweizer
schon bei Thelonius Monk so gefallen hat. Monk und Dollar Brand,
auf frühen Aufnahmen sind die Vorbilder noch deutlich hörbar, dazu
kommt, für die frühen sechziger Jahre sehr verwegen, Cecil Taylor,
der Irène Schweizer einen solchen Schock versetzte, daß sie die
Musik schon aufgeben wollte:
"Als ich Taylor nachstrebte und ihn
dann 1966 live in Stuttgart hörte, war ich völlig fertig. Ich habe
ernsthaft erwogen, mit dem Klavierspielen aufzuhören." Aber Irène
Schweizer entledigt sich nicht nur des Abendkleides, sondern auch
der imitatorischen Herangehensweise an amerikanische Musik. Mit
kurzem Rock, kurzem Haar und einer Brille wie Puck, die Stubenfliege
beginnt sie Mitte der sechziger Jahre "ihr Ding" zu machen, Taylor,
Monk. Brand unter europäischen Vorzeichen weiterzuentwickeln. Gut
zu hören ist das Abstreifen der alten Jazz-Konventionen auf EARLY
TAPES aus dem Jahr 1967, ein Konzertmitschnitt ihres Trios mit Manni
Neumeier, später und bis heute Guru Guru, und Uli Trepte, später
und bis heute Spacebox. Auf dem letzten Stück der Platte wird die
Tür zur späteren Irène Schweizer aufgestoßen...
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POLKA, DOTS AND STRINGBEANS
Schweizer/Trepte/Neumeier
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