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Warum schreibt meine Freundin den
Maedchennamen meiner Schwiegermutter auf den Briefumschlag? Der
Name waere eigentlich gut fuer einen Buben, aber ich muesste mich
auf heftige Kritik gefasstmachen. "Pavel." Sagte ich
vor Jahren, als ich gefragt wurde, wie ich meinen Sohn nennen wuerde,
und ich erfuhr bald, was pavo auf Spanish heisst: Truthahn.
Ich bin ein miserabler DJ. Ich weiss wohl den Unterschied
zwischen einem guten und einer schlechten Mix, aber bei mir, wenn ich auflege,
kommt es sehr selten vor, dass sich die Basedrums der beiden Platten haargenau
und minutenlang decken. Ich glaube, man sieht das auch im taeglichen Leben: Ich
komme fast ueberallhin zu spaet.: Es ist mir jetzt etwas unangenehm, darueber
zu sprechen, aber mir ist schon aufgefallen, dass ich nur dann puenktlich bin,
wenn ich gut bezahlt werde, oder wenn ich fuer meine Unhoeflichkeit bestraft
werde. Ich wurde sogar einmal auf einen Ehrenplatz verwiesen, als ich zu spaet
erschien. Das war genug, ich bemerkte: " Verantwortungsbewusstsein ist
gut!" und begann, rechtzeitig dort zu sein.
Im Schallplattengeschaeft, wo ich Arbeit bekommen
habe, als ich es am noetigsten hatte, sagten sie mir sofort, dass alle im Laden
auflegen koennen: "Everybody here can throw down!" Ziemlich bald
verlor ich meine Position als Schallplattenverkaeufer, da halfen auch keine Managementbuecher,
ich war einfach nicht aggressiv genug . In der DJ Kanzel des Geschaefts bin ich
auch nicht mehr erlaubt. Manchmal gefaellt mir ein Lied und ich hoere es mir
im Keller an. Dort sagt dann nur mein Kollege nach einiger Zeit, dass er es nicht
mehr hoeren will."
Wenn ich aufwache, fruehstuecke ich und schaue
nach, ob ich emails erhalten habe.Ich stelle den Teekessel auf den Herd und gebe
das Brot manchmal in den Toaster. Ich mag es, wenn die Magerine ueber das Brot
schmilzt. Ich ziehe mich geschwind an und gehe mit meinem Hund hinaus. Er laeuft
gerne ueber grosse Distanzen. Auch an jenem Morgen, als mein Mann und ich in
die Stadt fahren wollten, um meine Arbeitserlaubnis abzuholen. Er lief davon,
um den Haeuserblock herum, der Hund meiner Freundin kam nach, und mein Mann sammelte
uns alle wieder ein. Mein Hund meint es nicht ernst, wenn er ausreisst. Er muss
das aus einem anderen Grund tun.
Um vier Uhr dreissig war ich unter den ersten 25
Leuten. . Gut. Das war wichtig, da ich ja hier war, um meine Arbeitspapiere zu
verlangen. Das Wetter war eisig, die Stimmung in der wartenden Menge auch: "Show
me the list!" "We have the list, don’t worry about the list!" "Take
your chance!" "Everybody not among the first 25 might hear from the
counter, "No result! Come back another day!" "No guarantee
if you are not one of the first 25. Take your chance, though!" Eine Stunde
spaeter kam mein Mann vom Parkplatz zurueck. Meine Fuesse waren kalt.Wir nahmen
sofort ein Taxi zurueck zum Auto, da die Leute hier bereits seit 11 Uhr nachts
auf einer Liste standen und warteten. Das naechste Mal waren wir dann besser
vorbereitet, ich verbrachte die Nacht im Schlafsack, es schneite, als die meisten
Leute kamen, stand ich auf, aber in der Nacht liess mich mein Mann schlafen ,
und ich war froh, still daliegen zu koennen und die Kaelte nicht spueren zu muessen.
Der vierte verliess uns, um einen Freund zu besuchen, zwanzig Minuten spaeter
kam jener Freund mit einem Pizzakarton vorbei, um ihm ein wenig Gesellschaft
zu leisten.Ich glaube, dass er ihm dann einen sehr langen Brief schrieb, aber
das alles geschah fuer mich nur wie in der Ferne, Ich kaute gelassen an meinem
Proteinsnack und schlief. Um sechs Uhr fuhr mein Mann nach Hause und ich stand
im geheizten Zelt: Der Schneepflug verschwand in den verschneiten Garten, es
wurden Unmengen an Salz gestreut, ich fand das nicht in Ordnung. Dieser Platz
gehoerte niemandem! Ich habe hier auf dem Eis geschlafen und die Salzmenge war
jenseits jeder Vernunft bemessen. In was fuer einem Bienenstock bin ich erwacht?
Spaeter erst sah ich die Situation fuer was sie wirklich war: Ein Amtshaus musste
einfach schneefreie Treppen haben. Ich dachte darueber nach, ob ich das persoenlich
erwartete, oder nicht.
Ich erhielt meine Arbeitspapiere als zweitletzte,
um 2 Uhr 58, Dienstschluss : 3 Uhr. Mein Bild darauf laesst auch meine Traenen
von 2.30 nicht erahnen: Praktisch jeder war schon weg. Alles was ich nun hoerte,
war wie die Faelle der anderen abgelehnt wurden: "Ihr Antrag wurde abgelehnt!
Sir, ich bitte Sie, diesen Ort zu verlassen!" Das war das schlimmste, was
ich hoerte; die Angestellten verhielten sich sehr respektvoll und fair, soweit
das in ihrer Position moeglich war. Aber als ich das naechste hoerte, brach ich
in Traenen aus: "Tut uns leid, wir koennen Ihnen die Erlaubnis nicht geben;
da mussen Sie einen kleinen Fehler gemacht haben, vielleicht fehlt eine Unterschrift,
oder so. Sie muessen zum Schalter im 3. Stock gehen. Aber nicht heute. Kommen
Sie doch ein anderes Mal zurueck. Sie koennen es jetzt versuchen, vielleicht
kann Ihnen jemand dort helfen." Ich sah mich selbst schon vor einem Haufen
Formulare, und weitere drei Monate warten, bis ich meine Arbeitserlaubnis abholen
konnte, und dann – zurueck vor das geheizte Zelt— Moment mal: in
vier Monaten brauchen wir ja keine Heizung! Ich kann nicht fuer alle urteilen,
aber, wenn es so schwierig ist, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, wird etwas
besonders gefoerdert: Schwarzarbeit!
Ich gebe es zu: ich habe mein Brot ein drittes
Mal getoastet, aber das macht nichts, denn mein Toaster ist seit ich ihn habe,
so eingestellt, dass es moeglich ist.
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