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Johnny Ace Teil 1 : 2 : 3
15.11.1995  
  My name is Johnny Ace. So beginnt eines der besten Gedichte Amiri Barakas. Und mit dem Namen Johnny Ace beginnt auch die Liste der Toten im Lande Pop, beginnt die Geschichte der postumen Erfolge und Leichenfleddereien.
      Am 9. Juni 1929 wird in Memphis John Marshall Alexander Jr. als eines von neun Kindern eines schwarzen Predigers geboren. John lernt Klavier spielen, geht zur Highschool und anschließend, gegen Ende des 2. Weltkriegs, zur Navy. Allerdings sieht er nie ein Kriegsschiff: Als seine Ausbildung in Virginia zu Ende ist, ist auch der Krieg vorbei. Statt Japaner zu jagen, heiratet John Alexander und zeugt zwei Kinder. Ab 1947 spielt er Klavier in den Bars von Memphis, 1949 schließt er sich Adolph Duncans Band Beale Street Blues Boys an, in der B.B. King Gitarre spielt und Bobby "Blue" Bland singt. Beide sind von künftigem Ruhm noch weit entfernt; ein Pop-Historiker schreibt gar, ein Job bei den Beale Street Blues Boys sei damals so ziemlich das mieseste gewesen, was man kriegen konnte. Doch die Combo beißt sich durch: 1951 hat sie einen guten Ruf. B.B. King beginnt seine Karriere als Gitarrenheld. Bobby Bland nimmt erste Singles für Sam Phillips auf, wird dann allerdings zum Militär eingezogen. John Marshall Alexander ist als Pianist oft mit in den Studios. Als Bobby Bland bei einer Session für das vom Discjockey James Mattis gegründete Duke Label eine Ballade nicht richtig singen kann, wird John vors Mikro geholt: "Was für eine Stimme", denken sich alle. Und die erste Aufnahme eines völlig unbekannten Sängers - MY SONG - auf einem völlig unbekannten Label wird die Nummer 1 der R&B Charts, hängt selbst eine schnell nachgeschobene Cover-Version von Dinah Washington ab. Das versteht heute noch keiner...
     Um den angesehenen und gottesfürchtigen Vater zu schonen, bekommt John Marshall Alexander einen neuen Namen. Mattis wählt für ihn Johnny nach Johnnie Ray und Ace nach den Four Aces. Der kommerzielle Erfolg von Johnny Ace, der nach MY SONG mit CROSS MY HEART gleich wieder eine Nummer 1 hat, bringt Mattis allerdings kein Glück. Er gerät in jene Zwickmühle, die zu allen Zeiten kleinen Labels das Genick gebrochen hat: Zehntausende Bestellungen treffen ein, Zehntausende Platten werden gepreßt und ausgeliefert, Zehntausende Platten werden spät oder gar nicht bezahlt, weil die offenen Rechnungen der großen Firmen zuerst beglichen werden, während die Preßwerke mit ihren Forderungen speziell bei kleinen Companys nicht warten wollen. Mattis muß sich einen finanzkräftigen Partner suchen und findet Don Robey in Houston, Eigner des Peacock Labels und einer Konzertagentur, Karikatur eines Black Jew, eines "schwarzen Juden", berüchtigt, gefürchtet, auch diesmal ohne Skrupel: Als THE CLOCK, die dritte Nummer-1-Single von Johnny Ace erschien, gehört dieser mit Haut und Haar dem Geschäftemacher Robey, der noch heute von seinen Anwälten gegen jede konkrete Anschuldigung geschützt wird.

HOW CAN YOU BE SO MEAN

 

 

 

 

 

 

 

 

MY SONG

 

 

 

 

 

 

 

 

THE CLOCK

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