|
Die Geschichte der Flesheaters ist die Geschichte von Chris Desjardins
ist die Geschichte von Kalifornien trifft B-Movie-Hollywood trifft
Punkrock trifft wildgewordenen Katholizismus.
Chris Desjardins war, wie Jeffrey
Lee Pierce, gegen Ende der siebziger Jahre einer der Macher des
kalifornischen Punk-Magazins Slash, aus dem sehr bald das Slash-Label
hervorgehen sollte, Heimat einer neuen kalifornischen Musik zwischen
imaginären Swamps, alttestamentarischer Schuld und katholischer
Sühne. 1978 ermutigten die damals noch unbekannten Musiker von X
ihren Freund Chris zur Gründung einer eigenen Band, zu deren erstem
Line-Up Stan Ridgeway von Wall of Voodoo gehörte. Diese erste Formation
der Flesheaters wurde bald abgelöst durch die kompletten Flyboys,
die es allerdings auch nicht lange bei dem manischen Nur-Sänger
aushielten. Nach einer ersten EP umgab sich Chris Desjardins mit
seinen Freunden John Doe, DJ Bonebrake und Exene Cervenka von X
und nahm drei Stücke für den bahnbrechenden Sampler TOOTH & NAIL
auf, den Desjardins für das vermutlich eigene Upsetter-Label zusammenstellte
und der Los Angeles mit einem Schlag zum international relevanten
Punk-Zentrum machte.
1980 nahm die gleiche Besetzung die
Flesheaters-Debut-LP NO QUESTIONS ASKED auf, die leicht britische
Einflüsse erkennen ließ, aber durch die ungewöhnliche Art Desjardins',
seine Songs zu organisieren und sein Talent für catchy Merksätze
in den Refrains die Richtung in die all-american Großstadtsumpflandschaft
of the mind wies, die X, Gun Club und andere so exquisit ausdefinieren
sollten. Kritiker waren der Meinung, außer Darby Crash von den Germs
und den Birthday-Party-Nick-Cave keinen wilderen Performer erlebt
zu haben.
1981 wurde die Flesheaters-All-Star-Band
um den Saxophonisten Steve Berlin und Dave Alvin von den Blasters
erweitert und spielte ihr feinstes Album ein: A MINUTE TO PRAY,
A SECOND TO DIE. Die Begrenzungen von Punkrockstücken wurden abgeschüttelt,
aus 50-Sekunden-Nummern wurden Fünf- oder Sieben-Minuten-Stücke,
dunkle Epen voller Drogen, Werwölfen, Kultopfern und animistischem
Katholizismus, die eine auf Anhieb sinnvoll klingende Stilmixtur
aus Swamprock, Jazz und Punk darstellten, exemplarisch zu hören
in dem live im Studio eingespielten Stück SATAN'S STOMP.
Das Hauptproblem für Desjardins war,
daß seine Musiker, so wild und gerne sie die Flesheaters-Geschichte
angingen, in ihrem Hauptberuf bei leidlich erfolgreichen Bands spielten,
deren Verpflichtungen immer vorgingen. So konnten die Flesheaters
nie so ausführlich touren, wie es für die Etablierung einer breiteren
Anhängerschaft notwenig ist. Daher besetzte er 1982 die Flesheaters
komplett um und nahm zwei wilde, metallastige Alben auf, die aber
beim immer fundamentalistischer werdenden Punk-Publikum in den USA
nicht ankamen. Danach verlegte sich Desjardins, der sich nur mehr
Chris D. nannte, zunehmend auf seine Karriere als Schriftsteller
- zwei Romane - und als Schauspieler, etwa in dem halbwegs bekannt
gewordenen Film BORDER RADIO, zu dem er auch den Soundtrack beisteuerte.
Hier ein Song aus dem Film in einer Version der nächsten Chris D.-Gruppe
Divine Horsemen.
|
JESUS DON'T COME THROUGH COTTON
THE WORD GOES TO FLESH
DOMINOES
SATAN'S STOMP
Divine Horsemen
MOTHER'S WORRY
Weiter
>>
|