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Mit dem Verschwinden der ursprünglichen
Soul-Musik aus den Hitparaden der siebziger Jahre beginnt wohl auch
Eddie Hintons Verfall, obwohl man annehmen darf, daß er ganz gut
von Tantiemen leben konnte, da erfolgreiche Artists wie Dusty Springfield,
Bobby Womack, Percy Sledge oder die Box Tops seine Songs aufgenommen
und zu Millionensellern gemacht haben. Oder völlig falsch: schließlich
lebte er eine Weile in einem Obdachlosenasyl in Decatur, Alabama.
Danach reparierte er Wohnwägen. Oder er war mit Toots Hibbert im
Studio, spielte für Ry Cooder den Soundtrack zu Walter Hills SOUTHERN
COMFORT ein. Eine Achterbahnfahrt vermutlich, dieses Leben.
So richtig dick kam es finanziell
wohl, als ausgerechnet UB 40 mit dem Hinton-Song BREAKFAST IN BED
einen Riesenhit zu Beginn der neunziger Jahre hatten. Musikalisch
kam dies für Eddie Hinton jedoch zwanzig Jahre zu spät: seine letzten
Aufnahmen, veröffentlicht 1993 unter dem Titel VERY BLUE HIGHWAY,
verraten zwar das gepflegte Handwerk, aber auch den stilistischen
Verfall, der sich am deutlichsten zeigt, weil Hinton die Lakonie
und den eher weißen, swampy Groove der früheren Solo-Aufnahmen wie
verzweifelt einem möglichst originalen Otis-Redding-Sound opferte.
Auch der Stimmumfang, der im Dröhnen
eines vollgasfahrenden Dodge Van geschulte Schrei, hatte dem Tribut
zollen müssen, worüber Hinton und die wenigen Schreiber über Hinton
sich ausschweigen, jene Katastrophen im Leben des Gitarristen also,
die der ungenannte liner notes Autor von LETTERS FROM MISSISSIPPI
dunkel "die Schlachten mit verschiedenen Dämonen im Privatleben"
nennt. Aber allein ein Blick auf die Cover-Bilder genügt: Sehen
wir 1985 einen schlanken, coolen Südstaaten-Jungen Gitarre spielen,
blickt uns nur wenige Jahre später ein fetter Elvis an, der nur
noch die Kotelettenform mit jenem anderen Eddie Hinton gemein hat.
Das akustische Äquivalent zu diesen Fotos ist der Song STANDIN'
IN von Joe South, eine der wenigen Cover-Versionen, die Hinton je
aufgenommen hat. Wer je einen kaputteren Song gehört hat, soll sich
bei mir melden...
Auf insgesamt vier Alben brachte es
Eddie Hinton; das erste von 1978 scheint noch immer in den Archiven
von Capricorn zu lagern, das hervorragende zweite, die LETTERS FROM
MISSISSIPPI, vertreibt in Deutschland der Inakustik-Vertrieb, nachdem
es ursprünglich bei Line erschienen war, die beiden letzten und
schwächeren hat der Zensor im Programm.
Bis zu seinem Tod am 28. Juli 1995
lebte Eddie Hinton in Birmingham, Alabama, und schrieb an zwei Romanen,
die sich seinen Inhaltsangaben nach wie wirre Science fiction anhören.
Erinnern werden sich die Menschen aber an diese Gitarre, auch wenn
sie nie wußten, wie der Typ hieß, der sie spielte.
***
Diskographie
Eddie Hinton: |
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VERY EXTREMLY DANGEROUS |
(Capricorn CPN 0204) |
LETTERS FROM MISSISSIPPI |
(Mobile Fidelity MFCD
749) |
CRY AND MOAN |
(Bullseye/Zensor BB
9504) |
VERY BLUE HIGHWAY |
(Bullseye/Zensor BB
9528) |
|
HOW YOU GOIN' TO GEORGIA
STANDIN' IN
TING-A-LING-LING
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