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Billie Holiday Teil 1 : 2
19.7.89  
 

Am 17. Juli 1959, vor dreißig Jahren also, starb die Sängerin Billie Holiday. Im März des selben Jahres war schon ihr musikalischer Lehrmeister und zeitweiliger Lebensgefährte gestorben: Lester Young, Johannes der Täufer des Bebop und Cool. New York Juli 1959: Die seit langen Jahren heroinabhängige Billie Holiday wird mit akuter Gelbsucht in ein Krankenhaus eingeliefert. Niemand kennt sie; sie ist nur eine Negerin mit Einstichen an den Armen. Sie bleibt ohne Behandlung fast zwei Stunden bewußtlos auf dem Gang liegen, bis ein vorbeikommender Sanka-Fahrer eines anderen Krankenhauses sie erkennt, in seinen Wagen packt und zu seinem Arbeitsplatz, dem Metropolitan Hospital, fährt, wo sie sofort unter ein Sauerstoffzelt kommt und nach 12 Tagen auf die Intensivstation verlegt wird. Dort taucht prompt die New Yorker Polizei auf, um eines ihrer Lieblingsopfer wieder einmal zu verhaften: Drogenkonsum ist strafbar und diese arrogante Jazztante hat ihnen schon so oft Schwierigkeiten gemacht. Auf sie mit Gebrüll! Ihr persönlicher Besitz wird sichergestellt und zwei Polizisten neben ihrem Bett postiert. Billie Holiday kriegen sie trotzdem nicht: Sie stirbt in dieser Nacht.
     1915 wird Billie Holiday in Baltimore geboren. Ihre Mutter ist 13, ihr Vater 15. Als Billie drei Jahre alt ist, geht ihr Vater Clarence als Banjo-Spieler nach New York. Die Mutter folgt ihm kurzfristig. Billie wird von der verhaßten Großmutter aufgezogen. Als diese 1921 durch einen Unfall ums Leben kommt, an dem Billie irgendwie Schuld hat, kehrt die inzwischen geschiedene Mutter nach Baltimore zurück und arbeitet als Hausmädchen für 10 Dollar die Woche. 1925 wird Billie von einem Wohnungsnachbarn vergewaltigt und kommt daraufhin zur "moralischen Wiederherstellung" in ein Erziehungsheim. Mit 14 reißt sie nach New York aus und arbeitet in dem ersten Bordell, in dem sie, wie ein Freund später schreibt, "ein weißes Telefon bekam und auch noch 50% ihrer Einnahmen." Die Huren-Karriere ist allerdings kurz. Sie weigert sich, gratis mit freundlich gesinnten Polizisten zu schlafen und wird gefeuert. In einem der illegalen Speak-Easies bewirbt sie sich als Tänzerin und wird als Sängerin engagiert. Drei Jahre singt sie dort, bis John Hammond sie dort hört und sie an Benny Goodman weitervermittelt.
     1934 trifft Billie Holiday auf Lester Young. Sie lernt von ihm, daß es auch noch musikalische Möglichkeiten jenseits von Louis Armstrong gibt, wie man die Stimme als Instrument benutzen kann, wie man zu seinem eigenen Stil findet. Und sie lernte von ihm, wie man sich eine Spritze setzt. Aufnahmen aus dieser Zeit featuren sie zusammen mit Artie Shaw, Count Basie, Benny Goodman und Teddy Wilson. Lester Young nennt sie nun "Lady Day". Sie nennt Lester "Prez" uns steckt sich Gardenienblüten ins Haar, ihr Markenzeichen der nächsten zwanzig Jahre. 1939 nimmt sie den Song STRANGE FRUIT auf, eine ungeheure Mutprobe für eine auf das weiße Publikum angewiesene Nachtclub-Sängerin, sich musikalisch und inhaltlich soweit vorzuwagen, den Blues von der Lynchjustiz zu singen.

FINE & MELLOW

 

 

 

 

 

 

 

 

AIN'T NOBODY'S BUSINESS

 

 

 

 

STRANGE FRUIT

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