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The New Lost City Ramblers Teil 1 : 2 : 3
18.1.94  
 

Wer sich lange genug mit Popmusik beschäftigt, wird feststellen, daß es keine Wurzeln, keinen Urgrund, keinen Boden des Brunnens gibt. Eines führt immer wieder zum anderen, nächsten. Der augenblickliche Nummer-1-Hit der Charts taumelt durch die Zeit zurück ins Geschichtslose. Es gibt keinen Anfang.
     Was es gibt, sind Einschnitte - Personen oder Ereignisse, die Weichen stellen für eine neue Bastardform. Solche Personen gilt es heute vorzustellen: Sie heißen Mike Seeger, John Cohen, Tracy Schwartz und Tom Paley, besser bekannt als The New Lost City Ramblers.
     Während der fünfziger Jahre wuchs an der Ostküste der USA unter der gebildeten weißen Jugend das Interesse an traditioneller amerikanischer Musik. Mehr gefühlsmäßig als vom Verstand her gewannen vereinzelte Afficinados von Country Blues, Bluegrass oder New Orleans Jazz den Eindruck, daß Kino, Radio und Fernsehen mit wahnwitziger Geschwindigkeit die regionalen Eigenheiten der Volks- und volkstümlichen Musiken einebnen würden. Schließlich war die Musik der südlichen Appalachen himmelweit verschieden vom Genöle der Cajuns in Louisiana, die texanischen Stringbands hatten wenig gemein mit Bluegrass aus Kentucky etc. Wie die Waldmenschen in dem Science-fiction FAHRENHEIT 451 begannen einige der interessierten Studenten sich die Texte und Spielweisen ihrer Lieblingsmusik anzueignen. Die Quellen dazu waren alte Schellacks, oft und oft kopierte Tapes von Radiosendungen und die Aufnahmen der Library of Congress von Vater und Sohn Lomax. Erst später machten sie sich selbst auf den Weg in ländliche Gegenden, um neue Songs und uralte Musiker ausfindig zu machen: Das sogenannte Folkrevival geriet in Gang.
     Typisch und untypisch zugleich für dieses akademische Interesse am einfachen Mann und seiner Musik waren Mike Seeger, John Cohen und Tom Paley, eigentlich hauptberuflich Mathematikprofessor an einem College. Nach einigen Jahren des für sich allein Musizierens und Lernens gründeten sie 1958 das Trio The New Lost City Ramblers, und aus Spaß wurde Ernst: fünf Jahre später hatten sie es bereits auf ein Dutzend LPs gebracht.
     Die Drei waren zur richtigen Zeit einfach an der richtigen Stelle, um das Richtige zu tun. Seeger, Cohen und Paley gehörten keiner Schule oder Tradition an. Sie waren Liebhaber. Sie waren besessene Musiker. Einfach Nachspielen und Konservieren war ihnen zu fad. Verfälschen aber wollten sie um keinen Preis. Also nahmen sie die Originale, von denen sie wußten, daß sie ja keine Originale im herkömmlichen Sinn waren, sondern nur zeitlich am weitesten zurückliegende Fassungen, und modelten sie unter genauer Angabe dessen, was sie da taten, um. So à la: "Wir spielen jetzt eine afroamerikanische Ballade, deren Text aber unbedingt aus Europa kommen muß, in der Art der Fiddle-Spieler aus Kentucky."

COWBOY WALTZ

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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