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1993 erschien das Buch INCREDIBLY STRANGE MUSIC in der für Obskuritäten
berühmten Re/Search Reihe. Fans und Sammler setzten den seltsamsten
Perlen ihrer Kollektionen Denkmäler in Form ausgedehnter Interviews.
Wenn sich für die Beiträge zu INCREDIBLY STRANGE MUSIC überhaupt
ein gemeinsamer Nenner finden läßt, so ist dies die Vorliebe der
Musik-Maniacs für egozentrische Lebensäußerungen seltsamer Zeitgenossen,
die sich durch nichts und niemanden in ihrem Willen zur Selbstverwirklichung
bremsen lassen. In diese Kategorie fällt auch Lucia Pamela, die
im Index von INCREDIBLY STRANGE MUSIC zweimal auftaucht, ohne selbst
näher vorgestellt zu werden.
Lucia Pamela hat in ihrem Leben eine
Schallplatte veröffentlicht, Titel INTO OUTER SPACE WITH LUCIA PAMELA.
Als Entstehungsjahr wird 1969 vermutet, das Jahr der ersten Mondlandung
und zahlloser Versuche, aus diesem historischen Moment Kapital zu
schlagen. Lucia Pamelas Label hieß Gulfstream und hatte seinen Sitz
in Hollywood, Florida. Einige Jahre später ließ Lucia Pamela die
LP auf eigene Kosten nachpressen, dann dauerte es nochmals zwanzig
Jahre, bis auf Idiosynkrasien spezialisierte Liebhaber Platte und
Musikerin wiederentdeckten und 1992 ein CD-Reissue auf ARF ARF Records
ermöglichten, einem kleinen Label aus Connecticut.
Lucia Pamela wurde zu Beginn dieses
Jahrhunderts in St. Louis geboren. Die Mutter war Pianistin. Mit
vier Jahren war Lucia ein nur noch schwer vom Klavier wegzukriegen;
sie hatte bereits ein erstes Stück komponiert und getextet, das
INDIAN LOVE SONG hieß und sich höchstwahrscheinlich als INDIAN ALPHABET
SONG auf das INTO OUTER SPACE-Album geschmuggelt hat.
Die amerikanischen Diskjockey-Kollegen,
die nach Lucia Pamelas Wiederentdeckung im Jahr 1991 einige Interviews
mit ihr gemacht haben, berichten übereinstimmend, daß die ältere
Dame mit den Korkenzieherlocken auf gezielte Fragen am liebsten
mit weitschweifigen Märchen antwortet, die Lebensgeschichte und
Karriere der Lucia Pamela damit auch weiterhin ungeklärt belassend.
Halten wir uns an alte Zeitungsausschnitte und halbwegs real klingende
Selbstaussagen wie den Besuch eines Konservatoriums in Deutschland,
wo man ihr das Zeug zum Wunderkind bescheinigte. Lucia Pamela gewinnt
1926 die Wahl zur Miss Missouri, wird dann vom Impressario Flo Ziegfeld
zu dessen Follies nach New York geholt, gründet später eine Girl
Band mit Namen The Musical Pirates, tritt während des II. Weltkrieges
im Truppen-Showprogramm auf, wofür sie mit einer Verdienstmedaille
geehrt wird und tingelt schließlich durch kleinere Konzertsäle,
Waisenhäuser und Altersheime, meist begleitet von Charles Kunkel,
einem angeblichen Großcousin Ludwig van Beethovens, der während
eines gemeinsamen Auftritts tot auf die Tasten sackt, was Lucia
aber nicht hindert, das Konzert fertig zu spielen.
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I'VE GOT A SONG
WHAT TO DO IS THE QUESTION
INDIAN ALPHABET SONG
BLUE WIND
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