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Lucia Pamela Teil 1 : 2
6.4.94  
 

1993 erschien das Buch INCREDIBLY STRANGE MUSIC in der für Obskuritäten berühmten Re/Search Reihe. Fans und Sammler setzten den seltsamsten Perlen ihrer Kollektionen Denkmäler in Form ausgedehnter Interviews. Wenn sich für die Beiträge zu INCREDIBLY STRANGE MUSIC überhaupt ein gemeinsamer Nenner finden läßt, so ist dies die Vorliebe der Musik-Maniacs für egozentrische Lebensäußerungen seltsamer Zeitgenossen, die sich durch nichts und niemanden in ihrem Willen zur Selbstverwirklichung bremsen lassen. In diese Kategorie fällt auch Lucia Pamela, die im Index von INCREDIBLY STRANGE MUSIC zweimal auftaucht, ohne selbst näher vorgestellt zu werden.
     Lucia Pamela hat in ihrem Leben eine Schallplatte veröffentlicht, Titel INTO OUTER SPACE WITH LUCIA PAMELA. Als Entstehungsjahr wird 1969 vermutet, das Jahr der ersten Mondlandung und zahlloser Versuche, aus diesem historischen Moment Kapital zu schlagen. Lucia Pamelas Label hieß Gulfstream und hatte seinen Sitz in Hollywood, Florida. Einige Jahre später ließ Lucia Pamela die LP auf eigene Kosten nachpressen, dann dauerte es nochmals zwanzig Jahre, bis auf Idiosynkrasien spezialisierte Liebhaber Platte und Musikerin wiederentdeckten und 1992 ein CD-Reissue auf ARF ARF Records ermöglichten, einem kleinen Label aus Connecticut.
     Lucia Pamela wurde zu Beginn dieses Jahrhunderts in St. Louis geboren. Die Mutter war Pianistin. Mit vier Jahren war Lucia ein nur noch schwer vom Klavier wegzukriegen; sie hatte bereits ein erstes Stück komponiert und getextet, das INDIAN LOVE SONG hieß und sich höchstwahrscheinlich als INDIAN ALPHABET SONG auf das INTO OUTER SPACE-Album geschmuggelt hat.
     Die amerikanischen Diskjockey-Kollegen, die nach Lucia Pamelas Wiederentdeckung im Jahr 1991 einige Interviews mit ihr gemacht haben, berichten übereinstimmend, daß die ältere Dame mit den Korkenzieherlocken auf gezielte Fragen am liebsten mit weitschweifigen Märchen antwortet, die Lebensgeschichte und Karriere der Lucia Pamela damit auch weiterhin ungeklärt belassend. Halten wir uns an alte Zeitungsausschnitte und halbwegs real klingende Selbstaussagen wie den Besuch eines Konservatoriums in Deutschland, wo man ihr das Zeug zum Wunderkind bescheinigte. Lucia Pamela gewinnt 1926 die Wahl zur Miss Missouri, wird dann vom Impressario Flo Ziegfeld zu dessen Follies nach New York geholt, gründet später eine Girl Band mit Namen The Musical Pirates, tritt während des II. Weltkrieges im Truppen-Showprogramm auf, wofür sie mit einer Verdienstmedaille geehrt wird und tingelt schließlich durch kleinere Konzertsäle, Waisenhäuser und Altersheime, meist begleitet von Charles Kunkel, einem angeblichen Großcousin Ludwig van Beethovens, der während eines gemeinsamen Auftritts tot auf die Tasten sackt, was Lucia aber nicht hindert, das Konzert fertig zu spielen.

I'VE GOT A SONG

 

 

 

 

WHAT TO DO IS THE QUESTION

 

 

INDIAN ALPHABET SONG

 

 

 

 

 

 

 

BLUE WIND

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