Musikmeldungen aktuellMusikstromKolumnenSoundcheckPopalphabetGastbeiträgeWeblinksKontaktinfo
Home
Übersicht Manuskripte
The Pop Group Teil 1 : 2
16.4.97  
 

Der erste Satz ist ein Klischee: Die Gruppe gründete sich, als die drei Teenager aus Bristol ein Konzert der Sex Pistols gesehen hatten. Der Rest der Gruppengeschichte kommt ohne Klischees aus: The Pop Group.
     Mark Stewart sang, als hätte gerade jemand die Tür der eisernen Jungfrau zugeschlagen, dabei war es das Jahr der Eisernen Lady 1979. Gareth Sager spielte Gitarre, nein, er kämpfte Gitarre. Bruce Smith trommelte, Simon Underwood tat den Baß und Jon Waddington die zweite Gitarre. Sie hatten eben Gott in Form der Sex Pistols gehört, und stellten ein Johnny-Rotten-Bild neben ihre anderen Götter Can, Miles Davis, Derek Bailey. Ihre Kirche hallte wieder von den Reggae- und Dub-Klängen der starken karibischen Community in Bristol, und als Hoher Priester für das erste Album wurde Dennis Bovell bestallt, damals bei Matumbi, und schon bald Britanniens Nummer 1 für futuristischen Dub-Sound. Wieder heimgeschickt wurde übrigens John Cale, der mit The Pop Group nicht klargekommen war. Im Frühjahr 1979 erschien die erste Single (SHE IS) BEYOND GOOD AND EVIL, ein Stück, das die Pop Group bei Konzerten immer und immer wieder und als einziges spielte, nachdem die alten Cover-Versionen von Jonathan Richmans PABLO PICASSO oder Marc Bolans SOLID GOLD EASY ACTION aus dem Repertoire gestrichen worden waren. Im Herbst 79 folgte dann das LP-Debut Y auf dem Warner-Label Radar, das damals auch Red Crayola beherbergte: kurzfristig Geschmacksverirrung eines Multis, der sich von dem Namen The Pop Group vielleicht ein wenig andere Musik versprach, als er dann bekam...
     Pop Group waren Punkrock ohne Rock. Pop Group waren ein schwerer Fall von Sound gewordener Paranoia. Pop Group waren hochpolitisch, hochmoralisch, aggressiv und kompromißlos, ritten Attacken, wie sie gerne von hyperintelligenten und von Selbstzweifeln zerfressenen Söhnen der weißen Mittelschicht formuliert werden, und diese fanden ihre Entsprechung in der wüsten Musik. Zu dieser protestantisch-animistischen Grundhaltung paßten auch die Cover: das Debüt zeigte aggressiv bemalte und verkleidete Ureinwohner Neuguineas; das Label auf der Platte trug das Bild jenes hohen südvietnamesischen Offiziers, der einem Vietkong in die Schläfe schießt. So ein Cover, soviel geballte Aggression hatte die Popwelt im wahrsten Sinn des Wortes noch nicht gesehen.
     Als nach der ersten Platte klar war, daß die Sache mit Warner ein Mißverständnis sein mußte, daß da keine zweiten Clash oder Sex Pistols heranwuchsen, deren politische Radikalität von einem Multi gerade noch verkraftet und vermarktet werden konnte, fand The Pop Group beim Rough Trade Label eine neue Heimat. Live war man gerne mit Mark Perrys Bands zugange oder mit den Slits, mit denen auch eine Split-Single aufgenommen wurde. Der 1980er LP-Zweitling hieß dann FOR HOW MUCH LONGER DO WE TOLERATE MASS MURDER, ging produktionstechnisch noch eine Ecke weiter in Richtung "Schwerverdaulich meets the Funk" als das Debüt, featurete auf einem Stück die Last Poets, rief auf einem anderen zur Umverteilung des gesellschaftlichen Vermögens nach der Methode Robin Hood auf...

WE'RE ALL PROSTITUTES

 

 

 

 

 

 

 

 

THIEF OF FIRE

 

 

 

 

WHERE THERE'S A WILL

 

 

 

 

 

ROB A BANK

Weiter >>

 

Musikmeldungen aktuell | Musikstrom | Kolumnen | Soundcheck | Popalphabet | Gastbeiträge | Weblinks | Kontakt