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Ich habe mich mal mit Greil Marcus darüber unterhalten, warum eigentlich
so wenige Rockmusiker, die einmal Erfolg hatten, aufhören mit der
Musik, wenn es überhaupt nicht mehr läuft. Marcus sagte damals den
fast axiomatischen Satz: "Entweder macht es zuviel Spaß. Oder es
gibt zuviel Geld." Tom Robinson, geboren 1950 in englischen Cambridge,
macht immer weiter, obwohl es eigentlich weder großen Spaß machen
dürfte, noch viel Geld mit seiner Musik zu verdienen ist. Tom Robinson
stellt sich selbst vor...
Nach Jahren in einer Anstalt für schwer
erziehbare Jungen hat es Robinson zu Zeiten des Glam Rock nach Londen
verschlagen. Sein Name taucht als Backgroundsänger auf einigen komplett
vergessenen Platten der frühen siebziger Jahre auf; mit zwei Internatsfreunden
spielt er selbst in Clubs und Kleinkunsttheatern eine Art Folk-Cabaret.
Ray Davis von den Kinks macht 1973 eine Platte mit dem Trio auf
seinem Konk-Label, aber die passenderweise Café Society genannte
Combo setzt sich nicht durch und löst sich um 1976 auf. Mit neuen
Musikern gründet Tom Robinson TRB, die Tom Robinson Band, deren
erste EP mit den Songs MARTIN und GLAD TO BE GAY speziell wegen
des offenen Bekenntnisses zur Homosexualität einiges Medienaufsehen
erregt. EMI, die gerade die Sex Pistols gefeuert haben und auf der
Suche nach einer neuen kontroversen und erfolgversprechenden Band
sind, nehmen TRB unter Vertrag: so gerät Robinson unter Punk-Verdacht
und die Debüt-LP POWER IN THE DARKNESS wird 1978 automatisch dem
Sicherheitsnadel-Lager zugeschlagen, obwohl sie eigentlich eine
Gute-Menschen-Platte mit hymnischem Bekennerrock ist.
Einen Hit hat Tom Robinson mit 2-4-6-8
MOTORWAY; sowohl die Single wie die LP erreichen die Top Ten in
England. Der Name Robinson wird zum Garanten für aufrechtes Engagement;
ein Liedermacher wird zum Rockstar. Seine Aktivitäten für Rock against
Racism, die Schwulenbewegung oder die Unterstützergruppen für die
Rechte alleinerziehender Eltern überdecken die für die Karriere
vielleicht wichtigeren Entscheidungen musikalischer Natur. So läßt
sich Robinson darauf ein, daß der schlicht TWO benannte Zweitling
im Auftrag der EMI von Todd Rundgren glattpoliert wird - und floppt.
TRB lösen sich auf. Robinson zieht 1979 mit einer Cabaret-Truppe
wieder durch die kleineren Säle; nur sein Gutmenschentum öffnet
ihm dann und wann den Zugang zur großen Welt der Stars, etwa wenn
er mit Pete Townshend für Amnesty International zum SECRET POLICEMAN'S
BALL aufsingen darf...
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INTRO
POWER IN THE DARKNESS
GLAD TO BE GAY
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