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Die späten siebziger Jahre sehen
den schwulen Vorzeigeknaben als Mitglied des Quartetts Sector 27,
benannt nach einem Gedicht von Allen Ginsberg - und dann und wann
zusammen mit Elton John und Peter Gabriel in einem Studio. Wir hören
ihn lieber als unengagierten Rocker, der nette Lieder über Autos
schreiben konnte...
Die frühen achtziger Jahre mit ihrem
Verfall der britischen New Wave, der Hinwendung zu glamourösem Pop
und Jugendlichkeit, bedeuteten das Karriere-Aus für zahlreiche Einzelkämpfer
aus Britanniens Pubs, die mit Rock & Roll-Credibility eine Weile
als Onkels und Väter des Punk durchgegangen waren: Ian Dury, Graham
Parker, Nick Lowe und Dave Edmunds, Wreckless Eric, Kevin Coyne.
Und eben Tom Robinson. Wie Coyne und Dury verschlägt es Robinson
nach Deutschland, genauer nach Hamburg und Berlin. Es erscheinen
Singles beim Neuen-Deutsche-Welle-Label der Phonogram, Konkurrenz,
das eher auf heimische Avantgarde wie die Geisterfahrer gesetzt
hatte; deutsch texten half Robinson der alle Jahre wieder Grimme-Preis-verdächtige
Horst Königstein.
1982 kommt die erste "deutsche" LP
auf den Markt, NORTH BY NORTHWEST, unentschlossen irgendwo zwischen
New Wave und Peter Gabriel angesiedelt, der als Mitautor einiger
Songs geführt wird.
1984 ist Tom Robinson wieder BACK
IN THE OLD COUNTRY, wie eine nostalgisch klingende Single verkündet,
diesmal bei der RCA, dazu stellt sich mit dem Song WAR BABY ein
kleinerer Erfolg ein und mit HOPE AND GLORY eine LP, die wieder
höher in die Charts einsteigt.
Robinson komponiert Filmmusiken für
die BBC, tourt durch Kleinkunsttheater und Clubs, ist der erste
westliche Musiker, der ein Live-Konzert im DDR-Radio geben darf,
vereinigt sich 1989 eine Tournee lang mit den alten TRB-Mitgliedern,
doch der Mitschnitt dieser Show dokumentiert deutlich, daß Robinson
das gewisse Etwas, diese Mischung aus junger Fast-Punk und Botschafter
einer Gutmenschenwelt, verloren hat. Handwerk allein macht aus Tom
Robinson nur mehr einen unter zu vielen. Wie sein großes Vorbild
David Bowie hat sich Tom Robinson inzwischen dem weiblichen Geschlecht
zugewendet und ist Vater geworden. Seine letzten CDs erscheinen
auf dem Folk-Label Cooking Vinyl und fallen dadurch auf, daß sie
eigentlich durch nichts auffallen: ältliche Musik mit politisch
korrekten Inhalten. Und liest man die Interviews mit Tom Robinson,
glaubt er immer noch, daß er durch eine glückliche Fügung die Hinterzimmer
deutscher und englischer Wirtshäuser gegen die Royal Albert Hall
vertauschen kann.
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GREY CORTINA
NOW MARTIN'S GONE
BACK IN THE OLD COUNTRY
FIFTY
Diskographie
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