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Die eine ist 1951 geboren, die zweite 1953 und die dritte 1956.
Die eine ist in Detroit geboren, die zweite in New York und die
dritte in Bronxville. Die erste heißt Margaret oder Maggie, die
zweite heißt Terre und die dritte heißt Suzzy. Alle drei heißen
Roche.
Im Pop-Alphabet heute: The Roches,
drei Schwestern, drei Stimmen und eine einzigartige Art des Harmoniegesangs.
Von vorne: In den sechziger Jahren brachte Vater Roche, Erfinder
eines Sprachprogramms auf Tonband, seine beiden ältesten Töchter
dazu, ihre zu Hause bereits erprobten Sangeskünste in den Dienst
einer guten Sache zu stellen. Maggie und Terry ließen sich breitschlagen,
auf der Ladefläche eines Lastwagens für den örtlichen Kandidaten
der Demokraten aufzutreten. Die Roches-Schwestern sangen und der
Kandidat verlor die Wahl. Aber Maggie und Terre schienen Künstler-Blut
geleckt zu haben und ließen zukünftig keine Schulveranstaltung und
keine Folk-Club-Hootenanny-Night aus. 1969 schrieben sich die beiden
für einen Songwriting-Kurs bei Paul Simon ein, der ihnen Everly-Brothers-Platten
und DooWop-Songs aus den fünfziger Jahren als Trainingsmaterial
empfahl. Nach dem Kurs bei Paul Simon gingen die Roches als Duo
auf ihre erste College Tour durch die USA. Fast zwei Jahre später:
Paul Simon wurde wieder angerufen und gefragt, ob man ihm den vorsingen
darf. Dem Soft-Simon gefiel, was er hörte, und Maggie und Terre
waren als Background-Vokalistinen mit auf der LP THERE GOES RHYMIN'
SIMON. Als Zugabe verschaffte der Star seinen beiden Chorgirls einen
Vertrag mit CBS. 1975 erschien SEDUCTIVE REASONING. Kein Mensch
kaufte die Platte.
Nach dem Platten-Flop zogen Maggie
und Terre nach Louisiana in einen Kung-Fu-Tempel. Abends jobbten
sie als Kellnerinnen. Suzzy studierte inzwischen schon an der Universität
von New York und wurde die Geliebte von Loudon Wainwright III, der
zuvor, ein ewiger Talentscout, mit einer der McGarrigle-Schwestern
verheiratet gewesen war. Als Wainwright sich nach Kalifornien absetzte,
der Tempel geschlossen und das Theaterspielen an der Uni langweilig
wurde, traf sich die Roches-Familie kurz vor Weihnachten 1976 wieder
in New York. Um Geld zu verdienen, verkleidete sich das Trio als
Weihnachtsbäume und sang vor dem Central Park Volkslieder. Danach
folgte wieder die Ochsen-Tour durch die Clubs im Village, die sich
1978 auszahlte. The Roches waren zum Kult geworden und Warner Brothers
nahm sie unter Vertrag. 1979 waren The Roches der Medien-Hype. Art-Rock-Wirrkopf
Robert Fripp produzierte die zweite oder erste, wie man will, Roches-Platte
mit allen Spielfehlern und Unsauberkeiten und nannte das "audio
verité". Alle fanden die strangen Text-Ideen toll und die Mixtur
aus Folk, Feminismus und falschem Gesang. Mochten die drei Schwestern
in der Provinz immer noch von der Bühne gebuht werden: für das hippe
New York war das nur die Bestätigung, daß man hier drei geniale
Damen zu bejubeln hatte.
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SPEAK
MERCIFUL GOD
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