Vom Zweit-Debut ließen sich etwa 200 000 Platten absetzen, nicht viel in den USA, gar nicht viel, wenn man den immensen Presserummel in Rechnung stellt. Die Plattenfirma Warner versuchte mit den Roches, von Hype auf Handwerk umzustellen. Tourneen an die Westküste und nach Europa wurden organisiert, wo Maggie, Terre und Suzzy in Bremen von feministischen Besucherinnen ihres Konzerts unterbrochen und wegen angeblich unschwesterlicher Solidarität zur Diskussion gezwungen wurden. Und für die zweite Trio-LP NURDS wurden Ex-Television- und Ex-Patti-Smith-Musiker verpflichtet. Live bekamen die drei Roches Unterstützung von Keyboardspieler Libby McLaren, der heute noch mit ihnen arbeitet. Dabei blieb NURDS erstaunlich kompromißlos, grunzen und schreien und selbsterfundene Harmonien: Die Roches gaben Gas. Ein Grund, warum sich in Deutschland die LP vielleicht nicht behaupten konnte: šber Monate wurde NURDS mit zweimal der gleichen Plattenseite ausgeliefert. So oft man auch umtauschte, man bekam immer nur die Hälfte der LP zu hören. Die war allerdings Klasse.
     NURDS verkaufte auf Anhieb nur noch etwa 50 000 Stück. Aber Warner und die Roches steckten nicht auf. Mit erfreulicher Sturheit holten sich Maggie, Terre und Suzzy Robert Fripp, Tony Levin und Bill Bruford 1982 ins Studio, um KEEP ON DOING aufzunehmen. Trotzdem war eine gewisse Verunsicherung zu spüren. Mit Recht: Wieder kauften nur die eingeschworenen Fans die Platte; Roches-Songs schafften es einfach nicht ins amerikanische Top-40-Radio.
     Das mangelnde Air-Play wurde als Hauptgrund angesehen, warum die Roches nicht aus dem Insider-Markt herauskamen. Nach dreijähriger Plattenpause wagte Warner einen letzten Versuch mit seinen drei schwierigen Schwestern. Für die LP ANOTHER WORLD wurden Mainstream-Songs geschrieben. Diese wurden in Rock-Arrangements verpackt und von Hit-Produzenten Richard Gottehrer aufgenommen, der bereits mit Joan Armatrading, Blondie und den Go-Gos erfolgreich gewesen war. 1985 erschien die bisher schlechteste Platte der Roches, auf der nur noch das Titelstück an die alten Qualitäten erinnerte.
     Geholfen hat dies alles nichts. Die Roches verloren ihren Plattenvertrag mit Warner und lebten hauptsächlich von ihren Live-Auftritten. 1987 etwa schafften sie es immer noch, den Bottom Line Club in New York acht Mal hintereinander auszuverkaufen. Im Jahr davor erschien die EP THE ROCHES auf dem geschmackssicheren Rhino-Label, leider mit eben jenem Mainstream-Gesülze, das ihnen auch bei Warner kein Glück gebracht hatte.

LOUIS

WANT NOT WANT NOT

ANOTHER WORLD

KNIFED

Weiter >>