|  | Es gab schon Schmitzens vor den Smiths: Patti Smith zum Beispiel, 
              archetypischer Beatnik der siebziger Jahre, geboren 1946 in Chicago. 
              Armer Leute Kind: daher Lehrbuch-Eskapismus mit Science-fiction-Heftchen, 
              dem alten Testament und Lyrik. Von der SF blieb ein klein wenig 
              hängen, von der Bibel so manches und von der Lyrik? Die Bildwelt 
              von Rimbaud, die Methodik von Ginsberg, der kataraktische Vortragsstil 
              und das Pathos von Anne Waldman vielleicht oder von Ted Berrigan, 
              damals 1968 in New York als Erben der Beat Generation am St. Marks 
              Place zu Hause - zu einer Zeit also, wo die junge Patti Smith gerade 
              im Greenwich Village auftaucht und sich im Chelsea Hotel einmietet, 
              um in der Nähe von Burroughs, Lou Reed, dem Warhol-Clan oder Janis 
              Joplin sein zu können. Patti Smith als Dichterin, das hat sich etwa 
              so angehört...Die Miete wurde bezahlt durch Artikelschreiben 
              für Rolling Stone oder Creem. Dann erstmals Ruhm und Ehre: Zusammen 
              mit dem erfolgreichen Jung-Schriftsteller Sam Sheppard schreibt 
              Patti Smith Theaterstücke unter dem Pseudonym Johnny Guitar. 1973 
              erscheint der erste eigene Gedichtband mit dem Titel Witt. Bei ihren 
              Lesungen, die hauptsächlich in der St.Marks Church stattfinden, 
              wird Patti Smith immer häufiger von einem jungen Gitarristen begleitet, 
              der Lenny Kaye heißt und sein Geld ebenfalls als Rockjournalist 
              verdient. Patti Smith und Lenny Kaye...
 Aus dem Duo entsteht im Lauf von zwei 
              Jahren The Patti Smith Group. Die Dichterin wird Sängerin und eine 
              erste, selbst finanzierte Single mit den Songs Piss Factory und 
              Hey Joe bringt einen Vertrag mit Arista Records. Der Weg zum Star 
              ist frei. Solid schwitzend genug, um Rockfans anzusprechen, anarchisch 
              genug, um Punks zu gefallen, Frau genug, um eine emanzipatorische 
              Großtat zu sein, schlau genug, sich John Cale als Produzenten für 
              die erste LP zu holen. Wir schreiben 1975 und hören ELEGIE.
 Auf den vielbeachteten Erstling folgte 
              bald RADIO ETHIOPIA, rockender Expressivismus in Reinkultur, der 
              leidende Künstler, Jesus died for somebody's sins but not mine, 
              Lou Reed nannte das Kind beim Namen: Fuck Radio Ethiopia, I am Radio 
              Brooklyn - aber das wollte keiner hören...
 Noch dazu fiel die Künstlerin von 
              der Bühne, brach sich zwei Nackenwirbel und war für neun Monate 
              in ein Gipskorsett verbannt - was uns ihren Gedichtband Babel und 
              eine Vorliebe für die Klarinette einbrachte. Aber bevor sich Fußballstadien 
              füllen, noch ein Song von RADIO ETHIOPIA...
 | Patti SmithA POEM
       Patti Smith & Lenny KayeFIRE OF UNKNOWN ORIGIN
       Patti SmithELEGIE
     Patti SmithAIN'T IT STRANGE
 Weiter 
              >> |