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The Soft Boys Teil 1 : 2
9.8.89  
 

Eine Band, die in ihrer Vorliebe für Vergangenheitsbewältigung ihrer Zeit weit voraus war. Eine Band mit einem halben Dutzend Gesichtern. Eine Band, die von der Öffentlichkeit ebenso falsch eingeschätzt wurde wie, sagen wir mal: Alex Chiltons Big Star. Eine Band, die The Soft Boys hieß.
     Am Anfang gab es BB Blackberry and the Swelterettes, The Chosen Few, The Worst Fears, Maureen and the Meatpackers, Dennis and the Experts. Alles Bands eines Gitarristen, der den Geist der Sechziger-Jahre-Rockmusik in neue Flaschen füllen wollte, alles Bands von Robyn Hitchcock. 1976 hatte er mit den Soft Boys jene Band beisammen, die sein Modernisierungsprogramm verwirklichen konnte.
     Die Soft-Boys-Legende will, daß die Band Robyn Hitchcocks eine Psychedelic Band im Geiste Syd Barrets war und damit das fehlende Bindeglied zwischen Pink Floyd und Punk. Alles richtig, man sehe nur das Y in Robyn und das Y in Syd. Aber die Soft Boys waren viel mehr: eine englische Band, die von der amerikanischen Westcoast kommen könnte, siehe das ebengehörte beste Byrds-Stück, das nicht von den Byrds ist, eine gute Blues-Rock-Band, eine der wenigen Bands, die sich Coverversionen von Bob Dylan oder John Lennon erlauben können, eine Band, die mit jedem Stück anders klingt. Und die Wurzel dieser Vielseitigkeit liegt in dieser Lust an der Parodie, wie wir gleich bei dem Song ROCK'N'ROLL TOILET hören können. Dem Songschreiber Hitchcock scheint es gereicht zu haben, sich an einen alten Gassenhauer zu erinnern, und schon hatte er einen neuen Song. Kein Original-Genie also, aber ein begnadeter Pop-Konverter. Treffen wir den besten Rolling-Stones-Song, der leider nicht von Jagger/Richards geschrieben worden ist. Mögliche LP, auf der er nicht zu finden ist: THEIR SATANIC MAJESTIES REQUESTS
     Parodistisch aufgelegte Bands waren im England der ausgehenden siebziger Jahre keine Seltenheit, als Beispiele seien nur Alberto Y Lost Trios Paranoias genannt oder The Rutles. Wegen ihrer Respektlosigkeit waren diese Bands alle dem Punk-Umfeld zugeordnet, was natürlich kompletter Schwachsinn war. Aber die Soft Boys waren eben nicht nur Parodisten, sondern Neuerer, Bewahrer. Wo die Wurzeln tatsächlich steckten, zeigt sehr deutlich die Soft-Boys-Cassette LIVE AT THE PORTLAND ARMS: ein akustischer Set, eingespielt in einem Pub in Cambridge, unschwer zu hören die Nähe zur Kleinkunstbühne und die noch etwas reservierte Haltung gegenüber Punk, einem Etikett, mit dem sich die Soft Boys ein Jahr später ganz gerne schmücken ließen.

GIVE IT TO THE SOFT BOYS

 

INNOCENT BOY

 

 

 

 

 

 

 

 

ROCK 'N' ROLL TOILET

 

 

 

 

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