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Thin Lizzy Teil 1 : 2
17.4.91  
 

Jeder haßt Hardrock. Und jeder hat Recht. Hardrock hat die endgültige Rückeinvernahmung der Popmusik durch den Zynismus gefördert wie keine andere Stilrichtung. Ausnahmen bestätigen die Regel. Heute im Popalphabet: Thin Lizzy, die beste Hardrockband der Welt.
     Ende der sechziger Jahre: Auch in Irland werden E-Gitarren verkauft. Rory Gallagher hat schon eine. Und Gary Moore auch. Zusammen mit dem Baßisten Phil Lynott spielt Moore in der Dubliner Band Skid Row. In den letzten Monaten des Jahres 1969 macht Lynott seinen eigenen Laden auf und es wird zehn Jahre dauern, bis Gary Moore wieder als Gitarrist mit Lynott zusammentrifft. Phil Lynotts neues Quartett heißt Thin Lizzy und nach zwei Monaten wird bereits der Keyboarder gefeuert: Gitarre, Baß, Schlagzeug - das muß reichen. 1971 zieht das Trio nach London, weil der irische Popmarkt doch ein wenig klein erscheint. Decca schnappt sich die Band und bis 1973 erscheinen drei LPs. Lynott übernimmt das Erfolgsrezept der anderen britischen Rockbands, die Vergröberung. Wo die meisten anderen allerdings groben Rock & Roll mit grobem Blues paaren, bosselt Lynott groben Rock & Roll und groben Irish Folk zusammen.
     Die Band heißt zwar Thin Lizzy, doch des irischen Akzents ihrer Protagonisten wegen ist auf Konzertplakaten bald Tin Lizzy zu lesen. Der korrekte Name prägt sich Veranstaltern und Publikum erst ein, als Thin Lizzy Anfang 73 mit dem Traditional WHISKY IN THE JAR einen beachtlichen Hit haben. Aber der Erfolg kommt erst einmal zu spät: Decca hat seine Iren bereits aus dem Vertrag entlassen und Gitarrist Eric Bell glaubt auch nicht an die große Karriere und geht. Vorher liefert er noch sein Meisterstück ab: THE ROCKER.
     Thin Lizzys neues Label heißt Vertigo, unter anderem Heimat von Status Quo. Das Klassenziel ab 1974 heißt unkomplizierter Rock für ein Teenagerpublikum, und Thin Lizzy sind bei der schwer um Emanzipation und Seriosität bemühten Rock-Kritik der siebziger Jahre erst mal unten durch. Dafür etabliert sich die um zwei Gitarristen zum Quartett erweiterte Combo mit mittelgroßen Hits wie THE BOYS ARE BACK IN TOWN oder BAD REPUTATION, sowie fünf erfolgreichen Alben in gleicher Besetzung. Die Folk-Wurzeln sind bis 1978 gründlich abgehackt. Dafür hat Lynott gelernt, seinen unverwechselbaren Gesang mit den zwei Gitarren fesch zu verschränken und selbst jeder abgefuckten Standardmucke noch etwas besonderes zu verleihen.

BAD REPUTATION

 

 

 

 

VAGABOND OF THE WESTERN WORLD

 

 

 

THE ROCKER

 

 

 

 

DANCING IN THE MOONLIGHT

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