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Ike Turner (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3
 

     Doch lange konnte sich Ike Turner in Clarksdale nicht halten. Zu sehr hatte sich der slicke Ike an den vertrauten Umgang mit Weißen gewöhnt, ein Unding im Staate Mississippi des Jahres 1954. Die Polizei brannte eines Nachts das Studio nieder und Ike verzog sich nach St. Louis. Dort revolutionierte er innerhalb kürzester Zeit die Szene. Waren eben noch nur die Stars von außerhalb gefragt, so erlebte St. Louis schon nach wenigen Monaten Turner'scher Public Relation Arbeit einen im ganzen Land beachtetes Blues- und Rhythm'n'Blues-Boom. Turner hatte eine neue Auflage der Kings of Rhythm beisammen und er nahm auch weiterhin auf. So hört man Ike Turner 1955 plötzlich Gitarre spielen, als sei er auch noch der Erfinder des Link-Wray-Sounds. Der Sänger heißt Little Johnny Burton.
     Ein Labelbesitzer aus East-St.Louis erinnert sich: "Man mußte schon was vertragen, wenn man mit Ike Turner arbeiten wollte. Er war ein Hustler. Er zwang alle seine Musiker, bei ihm in seinem Haus zu wohnen. Warum? Weil er jeden Morgen um 10 Uhr üben wollte und dadurch keiner zu spät kommen konnte. Entschuldigungen zählten nicht. Ich habe gesehen, wie Ike einen Musiker von der Bühne geprügelt hat, weil er einen falschen Ton gespielt hat."
     Aber Turner spielte nicht nur Rhythm'n'Blues: Wenn die Biharis es wollten, nannte er seine Combo auch mal Ike Turner Orchestra und tat den Karibik. Oder als 1959 Rock'n'Roll-Novelties gefragt waren, nahm er den Song JACK RABITT auf. Veröffentlicht als Icky Renrut, weil Ike Turner gerade wo anders unter Vertrag war. Ein Pragmatiker.
     Wieviele Dutzend oder hundert Aufnahmen aus den frühen fünfziger Jahren auf das Konto Ike Turners gehen, läßt sich bestimmt nicht mehr herausfinden. Freier Produzent war ein bis dato unbekannter Begriff und der Toningenieur oder Sessionmusiker wurde nur selten mit Credits gewürdigt. Der Rest der Ike-Turner-Geschichte ist dann die Ike & Tina Turner-Geschichte, ein Doppelname, zwei Jahrzehnte lang so untrennbar wie Abbott & Costello, Laurel & Hardy, Simon & Garfunkel. Und ab 1976 ist es dann nur noch die Tina-Turner-Geschichte mit bekanntem Ausgang. Trotzdem eine knappe Zusammenfassung: Turner spielte also in St. Louis und 1956 drängelte sich die siebzehnjährige Tochter eines Baumwollpflückers auf die Bühne und wollte singen. Turner lehnte ab. Annie Bullock drängelte weiter. Irgendwann gab Turner nach und war begeistert. Nur der Name störte Ike: "Ich machte mir eine Liste mit all diesen Dschungelnamen wie Sheila, Leila, Tina und bei Tina ist es dann geblieben." Und aus Bullock wurde ein Jahr später Turner. Seinen Labels in St. Louis bot Ike auch Bänder mit Tina als Sängerin an, aber die lehnten allesamt ab, weil Tina zu sehr schrie, wie es hieß. Tinas Stunde kam erst 1959, als einer der männlichen Vokalisten nicht zu einer Session erschien und Tina als zweite Wahl singen mußte, da das Studio bereits bezahlt war. Der Song war FOOL IN LOVE und verkaufte sich auf Anhieb 800 000 Mal. Das war eine Sprache, die Ike Turner bestens verstand.

Little Johnny Burton
TALKIN' ABOUT ME

 

 

 

 

 

Icky Renrut
JACK RABBIT

 

 

 

 

 

 

 

 

Ike & Tina Turner
FOOL IN LOVE

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