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Der rote Stern geht unter, als Stimmungskanone
Robert Wyatt 1973 in volltrunkenem Zustand beschließt, eine Party
via Regenrinne zu verlassen. Er klettert aus einem Fenster im dritten
Stock und stürzt ab - Querschnittslähmung, Rollstuhl. Nach der Katastrophe
folgt eine Zeit hektischer Aktivitäten. Robert Wyatt stellt sich
vom Schlagzeug auf Perkussionsinstrumente um und scheppert auf Platten
seiner Freunde mit. Bis heute erfolgten neben den bereits erwähnten
Kollaborationen Aufnahmen mit: Chris & Cosey, Nick Mason, Hatfield
& the North, Henry Cow, Ryuichi Sakamoto, Michael Mantler, Kevin
Coyne, Centipede, Working Week, Brian Eno, John Cale, Kevin Ayers,
Phil Manzanera, Lol Coxhill, Jean-Luc Ponty, Don Sugarcane Harris,
Raincoats, Ben Watt, Kip Hanrahan und Keith Tippett. Neben dem Percussionisten
tritt immer mehr der klare, klagende, vibratofreie Sänger in den
Vordergrund. Am schönsten zu hören auf einer Eno'schen Obscure-Aufnahme,
die einen Text von James Joyce und Musik von John Cage präsentiert.
Am präparierten Piano, das hier als Schlaginstrument dient, Richard
Bernas:
1974 wirkt Wyatt beim legendären JUNE
1ST-Konzert mit, zurecht eingeordnet neben die anderen Kultfiguren
Nico, Cale, Ayers oder Eno. Im gleichen Jahr erscheint auch Wyatts
zweite Solo-LP ROCK BOTTOM, eine zutiefst moll-gestimmte Eigenbrötelei,
auf der erstmals Alfreda Benge erwähnt wird, Wyatts Frau, die in
Zukunft einige seiner Plattencover gestalten und Texte für ihn schreiben
wird. Wyatt besingt sie auf ALIFE, und Alfie gibt ihm charmant eine
aufs Maul. Tendenz Minimalismus plus Afrojazz plus Weltmusik. Wyatt
findet zu sich selbst.
Jubel, Trubel, Kritikerglück: aber
davon kann ein querschnittgelähmter Trommler und Sänger nicht leben.
Unterstützt von Pink-Floyd-Spezl Nick Mason nimmt Robert Wyatt eine
Coverversion des Neil-Diamond-Songs und Monkees-Hits I'M A BELIEVER
auf und hat einen Top Hit. Kunst und Kommerz aufs beste vereint
innerhalb eines Jahres.
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Bernas/Wyatt
WONDERFUL WIDOW OF 18 SPRINGS
ALIFE
I'M A BELIEVER
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