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Ich bin ein Trottel Teil 1 : 2
Smashing Pumpkins, Robert Forster und Novaya Scena  
 

Seit 1991 ist alles anders. Seit Nirvana mit dem Album "Nevermind" und der Single "Smells Like Teen Spirit" an die Spitze der internationalen Hitparaden marschierte, öffnen sich Kundschaft und Vermarkter mehr und mehr jenen lärmenden und rollenden Klängen, die man zuerst Punk, später Independent Music, also "unabhängige" Musik, genannt hatte. Gut, schön, wunderbar. Das wollten doch alle: gute Musik, die sich gut verkauft. Sieg. Victory.
     Aus Independent wird was? Dependent, abhängig? Die erfolgversprechendesten Bands der zweiten und dritten Punkphase haben fast alle bei den großen Labels und Vertriebsorganisationen unterschrieben, die ihre Lernfähigkeit unter Beweis stellen, da sie die jungen Wilden nicht in Richtung ehemaliger Mainstream drängen, sondern die Idiosynkrasien der einzelnen Gruppen pflegen, dulden, lächelnd vermarkten. Und umgekehrt haben die aus dem Kleinlabel-Bereich kommenden Bands im Lauf der Jahre und am Beispiel der gescheiterten Vorgänger gelernt, wie man seine Interessen gegenüber multinationalen Konzernen vertritt, seine Identität bewahrt, seine Musik vor Fremdansprüchen schützt und auch noch drei Dollar übrig hat, wenn am Ende abgerechnet wird. Sieg. Victory.
     Ein Blick in die Verkaufslisten genügt, um den Triumphzug der ehemals Independenten zu belegen, und zu zeigen, wie aus einer kommerziellen und ästhetischen Alternative ein Sound und aus einem Sound ein neues Marketingkonzept wurde, das scheinbar die Alternative unnötig macht. Nirvana, Soul Asylum, Smashing Punpkins, R.E.M., Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam, Sonic Youth, Sugar lösen sich ab in den Charts. Sieg? Victory?
      Bei aller Freude darüber, daß ein Kurt Cobain zeitweilig mehr CDs verkauft als ein Barry Manilow oder Michael Jackson, bleibt doch die Tatsache, daß mit dem Sieg auch die Restauration einsetzt: So wird die deutsche Hitparade angeführt von 4 Non Blondes, die zwar nicht von ihrer Geschichte, wohl aber von ihrem Sound her in die Erfolgsgeschichte der neuen Rockbands passen und deutliches Zeichen sind, wo die ganze Chose hinschippert - ins bedeutungslose Mittelmaß, in die Etablierung einer neuen Formel für Mainstream. Da paßt auch der Auftritt der Smashing Pumpkins in Riem ins Bild: erfolgreiche Gruppe mit Vertrag bei Virgin Records, momentane Platzierung in den US-Charts auf 21, ausverkaufte Halle, schwitzende Leiber vor der Bühne, Tanz, Drängeln, nette Songs mit allen Accessoires des ehemals Dissidenten, nöhl, quengel, dröhn, schepper. Im hinteren Teil der Halle beobachtet der erfolgreiche Chef des deutschen Ablegers der Plattenfirma zufrieden das vielversprechende Geschiebe der potentiellen Käuferschar, während seine Promotion-Angestellten die zahlreich vertretene Journaille belabern. Business as usual, völlig losgelöst von der Musik oder deren Inhalt. Zurück bleibt dieses ungute Gefühl, sich irgendwie schmutzig gemacht zu haben. Das richtet sich nicht gegen die Band, die Plattenfirma, ihren Chef oder die Promoter. Das Konzert war schon okay. Keine blöde Anmache, schlechter Sound und drei gute Melodien. Smashing Pumpkins. Trotzdem: Es verströmt alles einen Verwesungsgeruch, keinen Teen Spirit. Ich komme mir wie ein romantischer Trottel vor inmitten der gutgelaunten Menge, wenn ich glaube, daß dieser Sieg und das damit verdiente Geld doch stinkt. Was der Welt ziemlich wurscht sein dürfte.

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