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Fast hätten Black Sabbath 1969 den
unschätzbaren Tony Iommi an Jethro Tull verloren, aber gerade noch
rechtzeitig setzte der Geld- und Erfolgsregen ein: EVIL WOMAN war
die erste Hitsingle; das LP-Debüt stieg auf Anhieb in die englischen
und die US-Charts ein. LP-Zweitling PARANOID mit gleichnamigem Hit
und einem auch heute noch sehenswerten muselmanischen Mopedfahrer-Rittersmann
in Unterhosen auf dem Cover erreichte die US-Top-Ten und MASTERS
OF REALITY, die dritte LP, war auch die dritte Goldene in Folge
in den USA: ein unvergleichlicher Erfolg für eine britische Quasi-Blues-Band,
die ihr bescheidenes Wissen über die Musik mit Joe-Meek'schen Produktionseffekten,
Heimwerkerbombast und einem satanistischen Billigüberbau bis zur
Unkenntlichkeit zu kaschieren wußten. Speziell die Lederimitat tragende
Jugend in Deutschland und den USA wußten den Schock-Schlock bis
in die späten 70er Jahre zu schätzen und zu vergolden. Dann kamen
Alben mit Synthesizern und Chören und Streichern, sogar von Jazz
war die Rede, von künstlerischer Weiterentwicklung und solchen Dingen,
was Ozzy Osbourne folgerichtig in eine Solokarriere als Kinderschreck
alter Prägung trieb. Ozzy setzte mit Recht darauf, auf der Bühne
mit den Augen zu rollen, Texte über Tod und Teufel abzusetzen, halbgares
Zeug über Aleister Crowley und dessen Chef abzulassen, und ansonsten
gelegentlich einem Hühnchen oder einer Fledermaus oder einer Ratte
den Kopf abzubeißen, was aber bloß zu einer Tollwut-Impfung geführt
haben soll. Insgesamt reichte es für einige Platin-Alben. 1982 erreichte
das Treiben einen ersten letalen Höhepunkt, als sich Ex-Quiet-Riot-Gitarrist
Randy Rhoads, damals in Ozzys Diensten, mit einem Flugzeug neben
Ozzys Wohnwagen in die Wiese bohrte. Folgen: ein Tribute-Album für
den Bruchpiloten, Platin für Ozzy. Zwei Jahre später überdrehte
das Monsterimage Osbournes dann gewaltig, als sich ein Junge nach
dem Hören von SUICIDE SOLUTION umbrachte und dessen Eltern klagten.
Osbourne wurde gottseidank 1985 nicht verknackt, verlor aber die
Kontrolle über sich und die Band, was 1987 zu einem Aufenthalt in
der Betty-Ford-Drogenklinik führte, den Ozzy mit den Worten vorzeitig
abbrach, er habe keine Lust, jeden Morgen sein Bett selbst zu machen.
1991 enterte das kleine dicke Monster aus Birmingham noch einmal
die Top Ten, seither ist Sendepause.
Nach Osbournes 79er Abschied von Black
Sabbath war die ganz große Zeit von Black Sabbath vorbei. Die restlichen
Drei spielten das Supergruppenspiel mit wechselnden Sängern und
Begleitmusikern, zuerst Ronnie James Dio, später Ian Gillan und
andere. Nach und nach stiegen auch Butler und Ward aus, so daß Black
Sabbath eigentlich nur noch eine Bluesrockband des Gitarristen Tony
Iommi waren, bis man sich in der Ronnie-James-Dio-Besetzung halbwegs
originalgetreu ein letztes Mal reformierte. Keine der Platten erreichte
mehr den kommerziellen und, kann man es so nennen?, musikalischen
Status der frühsiebziger Alben, obwohl auf fast allen immer noch
ein, zwei gute Hämmer drauf waren, etwa MOB RULES von 1981 in feiner
Motörhead-Manier. 1992 streiften Black Sabbath zum bisher letzten
Mal die amerikanischen Top 40; 1995 gastierte Ice T als Sänger.
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Ozzy Osbourne
MR CROWLEY
MOB RULES
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