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Heute begegnen wir dem Gitarristen, Sänger und Songwriter im Jahr
1976. Das ZK von Henry Cow hat ihn gefeuert, weil er "zu flippig"
sei für den Klassenkampf. Da zieht sich der vermeintliche Brite
aus Connecticut nach Upstate New York zurück, ins Haus von Carla
Bley und Michael Mantler und nimmt die alte Slapp Happy Idee wieder
auf: durch hochwertige Songs zum Sargnagel der Popmusik zu werden.
Es entsteht KEW. RHONE., eine Gemeinschaftsarbeit von Peter Blegvad,
Sängerin Lisa Herman und Henry-Cow-Spezl John Greaves.
Unter jazziger Mithilfe von Andrew
Cyrille und dem Ehepaar Mantler/Bley werden Sprichwörter gesungen,
Bildbeschreibungen vertont, die Coverillustration nachkomponiert
und Anagrame des Projektnamens angefertigt. Kurz: ein schwerer Fall
von Kunst. Es reicht für eine kleine Poplegende und das Ende der
Musiker-Karriere. Sein Geld muß sich Blegvad fürs erste als Zeichner
verdienen. So koloriert unser Held für eine Weile die Hintergründe
von Charlie-Brown-Comics, arbeitet für Magazine und Verlage und
gibt eine Lyrik-Zeitschrift mit dem Titel THE AMATEUR heraus. Spuren
des Musikers Peter Blegvad finden nur die ganz Aufmerksamen: eine
Slapp-Happy-Single auf dem obskuren Half Cat Label, Gastsänger auf
einer National-Health-LP, Komponist wunderbarer Lieder für John
Greaves. Und Mitglied des Projekts Locus Solus von John Zorn. "Ich
war für Eingebungen zuständig und Christian Marclay sägte Schallplatten
auseinander, während sie gerade abgespielt wurden." Das war 1983.
Die Verbindung zu den New Yorker Zwangsavantgardisten
hielt während der ganzen achtziger Jahre: Mal wird Peter Blegvad
als "Stimmtrainer" von Arto Lindsay erwähnt, dann taucht er als
Mitglied der Gruppen Art Lindsay And Your Wife, Ambitious Lovers
und Golden Palominos auf und wieder ab. Viel Spaß, viel Ehr', wenig
Geld. Letzteres scheint ein Plattenvertrag mit Virgin zu garantieren.
1983 darf sich Peter Blegvad seine Freunde Andy Partridge, Anton
Fier, John Greaves, Dave Stewart, Colin Moulding und Jakko Jakszyk
ins Studio holen und seine erste richtige Solo-LP aufnehmen. Es
erscheint THE NAKED SHAKESPEARE. Die Kritiker flippen vor Begeisterung
aus, das Publikum kauft andere Platten. Auffällig auf THE NAKED
SHAKESPEARE: Zum ersten Mal wird Blegvads Neigung zum Okkulten dokumentiert,
Stimmen aus dem Jenseits, Skelette, Wiedergänger, die musikalische
Esoterik der früheren Platten macht einer inhaltlich-textlichen
Esoterik Platz. Die Musik wird meisterlicher Pop.
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Blegvad/Greaves/Herman
KEW RHONE
Locus Solus
WRAP BACKWARDS AND THE USUAL SNOWFLAKES
KAREN
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