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Als er 1975 starb, hatte er keinen Plattenvertrag mehr. Das Geld
von seinen neun LPs in genauso vielen Jahren war weg. Er hinterließ
eine Gitarre und einen Verstärker. Er war 28 Jahre alt und sein
Name war Tim Buckley.
Timothy Charles Buckley III wird am
14. Februar 1947 in Washington DC geboren. Bis zu seinem neunten
Lebensjahr wohnt er mit seinen Eltern in Amsterdam, Staat New York.
Dann zieht die Familie nach Anaheim im Großraum Los Angeles. Dort
lernt er auf der Highschool Larry Beckett kennen, mit dem er einen
Großteil seiner Songs schreiben wird. Beide spielen in einer Countryband
mit Namen Princess Ramona & The Cherokee Riders als sie 12 sind.
Tim Buckley sieht ein wenig aus wie der junge Dylan, und als der
Folkboom die Westküste erreicht, darf er dank seiner schönen Tenorstimme
solo in den einschlägigen Cafés auftreten: Später behauptet er,
auf der ersten Byrds-LP die 12-saitige Gitarre gespielt zu haben
- eine Aussage, die Roger McGuinn empört zurückgewiesen hat. Wahr
ist, daß er sich eine ganz eigene Grifftechnik beibringen mußte:
Als Kind hatte sich Tim Buckley die Finger der linken Hand bei einem
Football-Match gebrochen und war deshalb gezwungen, das Gitarrespielen
für sich neu zu erfinden. 1966, Buckley ist gerade 19, hört ihn
der Mothers-of-Invention-Schlagzeuger Jim Black und vermittelt ihn
an Zappas Manager Herb Cohen, der dem jungen Schönling sofort einen
Plattenvertrag beim damaligen Independent-Label Elektra verschafft.
Ein erster großer Auftritt folgt: Im Vorprogramm von B.B.King spielt
Buckley bei der Eröffnung des legendären Fillmore East. Im Oktober
66 erscheint das Debüt-Album, leicht psychedelisch angehauchter
Folk. Van Dyke Parks spielt Keyboards. Die Platte kommt gut an und
Buckleys Konzerte sind eine Sensation: Neben seinen Songs spielt
er folkige Fassungen der jeweiligen Top Ten. Vor allem die Mädchen
fahren auf diese Mischung aus Hitparade und gemäßigtem Vietnam-Protest
ab und Tim Buckley wird zum "Fürsprecher der Love-In-Generation".
Genauso klingt dann auch die zweite LP mit dem Titel GOODBYE AND
HELLO, die 1967 erscheint...
Diese zweite Platte des 20jährigen
sollte seine erfolgreichste bleiben. Dabei lief alles blendend.
Tim Buckley mit Nico und Jim Morrison beim Saufen, Tim Buckley als
Gast-Star bei den Monkees, 5000 Dollar Gage pro Woche, ein Jahr
Zeit für die nächste LP HAPPY SAD. Doch Tim Buckley schnappt über:
immer mehr Mädchen, immer mehr Drogen, immer längere Sauftouren,
ein spezieller Leibwächter der Plattenfirma, der auf Buckley aufpassen
soll. Und: Tim Buckley hat die Nase voll von Protestsongs und dem
Hippie-Getue. Jetzt, wo er ein Star ist, will er die Musik machen,
die ihm vorschwebt. Musik, wie es sie noch nicht gibt. Der Baß übernimmt
die Melodieführung; Buckley und sein Gitarrist Lee Underwood halten
sich zurück; David Friedman, der später bei Weather Report spielen
wird, füllt mit seinem Vibraphon und anderem Schnickschnack die
Löcher: vor den Aufnahmen gemeinsames Abhören von Miles-Davis-Platten,
viel Thelonius Monk, viel Charles Mingus. Tim Buckley möchte seine
Stimme zum Blasinstrument umfunktionieren. HAPPY SAD erscheint 1969.
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I HAD A TALK WITH MY WOMAN
MORNING GLORY
SING A SONG FOR YOU
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