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Tim Buckley (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4
 

     HAPPY SAD verkauft sich nicht mehr besonders. Als das Gerücht umgeht, daß Elektra von Warner Brothers gekauft werden soll, verfällt Tim Buckley in hektische Aktivität. Er will seine Freiheiten nutzen, solange es sie gibt. BLUE AFTERNOON erscheint bereits auf dem Warner Label Straight, dann - als letzte Produktion für Elektra - bringt Tim Buckley LORCA heraus. Sein erstes Meisterwerk: epische Musik für Pop-Verhältnisse, alle Songs acht Minuten und länger. Er verliert Fans aus der frühen Zeit, aber er sichert sich einen Platz in der Popgeschichte...
     Doch auch LORCA ist nur eine Vorstufe für den ganz großen Wurf, der dem Künstler Tim Buckley gelingt und dem Popstar Tim Buckley das Genick bricht. 1970 erscheint STARSAILOR. Freund Beckett ist wieder mit von der alkohol- und drogenschwangeren Partie und nur noch ein einziger Song erinnert an alte Folk-Tage...

1970: Meist unter Heroin-Einfluß und ständig besoffen hat Tim Buckley mit dem Album STARSAILOR die Möglichkeiten seiner Sangeskunst bis an die äußersten Grenzen getrieben, die die Plattenindustrie damals zuließ. Buckley glaubt sich geschützt durch seine früheren kommerziellen Erfolge und durch den künstlerischen Wert seiner Arbeit: "Miles Davis hat fünfzehn Jahre lang nicht allzu viele Platten verkauft, aber sein Label hat diese Platten veröffentlicht, einfach, weil es nur einen Miles Davis gibt. Ich möchte mich nicht mit Miles vergleichen, aber außer mir gibt es niemanden, der so singt oder so schreibt wie ich. Und wenn sie mich keine Platten machen ließen, wäre die ganze Plattenindustrie nichts wert..."
     Buckley glaubt an ein Massenpublikum, das die Nase voll hat von Hippie-Balladen und bereit ist, den nächsten Schritt zu tun, hin zu Ligeti, Mingus, Davis, Stockhausen, Neue Musik meets Popgeschichte. Evolution durch qualitative Einschüchterung.
     STARSAILOR war in den Ohren der Fans nicht Tim Buckleys SERGEANT PEPPER, sondern sein Altamont: ein Desaster. Auf Platte hat ihm ein Teil der Mothers of Invention beigestanden, live präsentiert sich Buckleys STARSAILOR Band noch um ein halbes Dutzend Studio-Cracks wie Stick-Erfinder Emmerett Chapman erweitert. Und ist die Platte anno 70 schon ein Skandal, die Tour muß ein Super-Skandal gewesen sein: Die Bläser aus der Zappa-Schule improvisieren über Skalen, wie Miles Davis es zehn Jahre früher vorgemacht hat, die anderen versuchen mitzuhalten und oben drüber improvisiert Tim Buckley mit Texten in Suaheli oder er singt stundenlang die Trompetenparts mit: Die Zuhörer, gekommen um ein traurig-schönes Folk-Konzert zu hören, stürmen samt und sonders aus den Sälen. Tim Buckley ist in kürzester Zeit bankrott und muß seine Musiker nach Hause schicken. Ende.
     Im Nachhinein gehört findet sich auf STARSAILOR ein Stück, das bereits in die Zukunft Tim Buckleys weist, in den dritten und letzten Teil seiner Karriere...

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