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"Als ich John Lee Hooker im
Radio hörte, sagte ich mir: Wenn der Typ Gitarre spielen kann, dann
kannst du das auch." Bei dieser Aussage Bo Diddleys wird deutlich,
wie lange manche Leute schon wie gut sind. Bos erste Gruppe war
ein Trio, daß sich The Hipsters (oder The Jive Cats) nannte und
im Cab-Calloway-Aufzug auf der Straße spielte. Der Sänger imitierte
Billy Eckstein und tanzte auf Sand, was einen guten Rhythmus abgab
und später von Jerome Green mit seinen Maracas in den Diddley-Sound
hinübergerettet wurde. Einer spielte Waschbrett, Bo die Gitarre.
"Wir spielten, bis uns die Polizei verscheuchte. Wir hatten
eine feste Route und verdienten an die 30 Dollar pro Nacht. Für
Kinder wie uns ein Vermögen." Bo war auch sofort der Meinung, jetzt
der ganz große Mäck zu sein und eine Familie gründen zu können.
Mit 18 Jahren heiratete er Ethel Mae Smith. Ethel Mae wollte aus
Bo einen ordentlichen Lastwagenfahrer machen, der nicht jede Nacht
und jedes Wochenende auf den Straßen rumzog oder bei Talentshows
auftrat, ab und zu mal auch in den Konzertpausen bekannter Acts
in Clubs auftreten durfte. Sie zertrümmerte seine Verstärker und
als das nichts half, wollte sie dem guten Bo wohl die Kehle durchschneiden.
Doch der wachte rechtzeitig auf und zog die Trennung von Ethel Mae
vor.
Auftritt des bereits oben erwähnte
Jerome Green: Bo war mehr ein Comic-Typ als ein Bluespurist. Er
reimte Nonsense-Zeilen in bester Pop-Manier und stand irgendwie
den Coasters näher als John Lee Hooker oder Howlin' Wolf. Jedenfalls
hielt er sich für die schwarze Ausgabe von Superman oder Batman.
Und Batman braucht seinen Robin. Bo suchte und fand Jerome Green.
Jerome, der auf den Straßen den Hut rumgehen ließ. Jerome, der 15
Jahre lang für Bo den Güterzug-Maracas-Sound tat. Jerome, der sich
mit Bo die Rede-Schlachten lieferte, halb Call & Response, halb
Rap.
Die Zutaten sind jetzt alle da: Bo
Diddley klappert mit seiner ureigenen Variante von Rock'n'Roll und
Blues die Plattenfirmen ab. Checker gibt dem 26jährigen eine Chance.
Zusammen mit Chuck Berry wird Bo Diddley auf das Teenager-Publikum
losgelassen. Wir schreiben 1955 und eine der besten Debut-Singles
aller Zeiten entsteht. A-Seite: BO DIDDLEY. B-Seite: I'M A MAN.
Der Mann, der nur über sich selbst singt, war ruck-zuck ein Star
in den schwarzen Charts, bei den Jukebox-Aufstellern und auf den
großen, schwarzen Live-Bühnen wie dem Apollo oder dem Figueroa Ballroom.
Einen Crossover-Hit hatte Bo nur einmal, als 1959 SAY MAN auch bei
den weißen Teenies ankam. Dafür wurde sein Sound, seine Art, mit
dem Rhythmus umzugehen, schneller kopiert, als er selber immer gleiche,
aber nie die selben Hits ausstoßen konnte.
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BRING IT TO JEROME
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