|
"Der Unterschied zwischen Euch und uns: Wir besitzen ein Gehirn!"
Mark E. Smith und The Fall, Teil 2: Aufstieg und Fall
Es war 1983 und Mark E. Smith traf
Brix, eine Kalifornierin, die entfernt wie Debbie Harry aussah und
Englands schlechtgekleidetsten Popmusiker vom Fleck weg heiratete.
Der ließ sie quasi als Hochzeitsgeschenk Gitarre spielen, mitkomponieren
und singen, was nur bewies, daß man in und mit The Fall alles machen
konnte, solange nur Mark am Mikrophon stand. Fans und Kritiker verbinden
mit Brix außerdem eine Hinwendung zum Pop, ein steigendes Interesse
an der Hitparade, aber da muß man erst drauf kommen, wenn man die
LP PERVERTED BY LANGUAGE von 1983 hört.
Drei Jahre lang klöppelten The Fall
für ihre Verhältnisse richtig rockige Alben und Singles raus, mal
mit Gavin Friday von den Virgin Prunes als Gastsänger, mal mit hymnischer
Verehrung für Ex-Can-Sänger Damo Suzuki. Allerdings bewegte sich
erst 1986 etwas, ausgerechnet im Jahr der neuen Gitarrenband-Generation
also, die sowas wie The Fall eigentlich ablösen sollte, nämlich
die Single MR PHARMACIST erreichte als erster Fall-Song die Hitparaden,
wenn auch nur Platz 75.
Drei LPs und ein Jahr später war dann
endlich Zahltag für The Fall; das Kinks-Cover VICTORIA kam in den
Charts weit nach vorne und das Album THE FRENZ EXPERIMENT erreichte
die Top Twenty. Aus der notorischen Nörgel-Combo waren plötzlich
Oberschüler-Lieblinge geworden. Auf Konzerten von The Fall standen
nicht mehr nur griesgrämige Ex-Punks herum, sondern tummelte sich
die jeunesse dorée der Vorstädte. Auch okay.
Mit VICTORIA begann die Zeit der großen
Cover-Versionen, die von The Monks, eben gehört, über Gene Vincent
und William Blake bis Lee Perry reicht und bis heute andauert: nicht
gerade eine kleine Leistung, so verschiedene Quellen über den einen,
den Mark E. Smith-Leisten zu schlagen.
Wie Lou Reed, der auf WALK ON THE
WILD SIDE METAL MACHINE MUSIC folgen ließ, beschenkte Smith seine
neuen Freunde aus der Hitparade mit I AM KURIOUS ORANJ, einer Ballettmusik,
die von der Plattenfirma gleich mit zwei allerdings ausgezeichneten
Singles-Compilations gekontert wurde, eine den A-Seiten, eine doppelte
den B-Seiten gewidmet.
War das Leben nicht wunderschön, drei
LPs allein 1988, Hits, Best-ofs, leider ist Mark dann Brix weggelaufen,,
und, als wäre das nicht schon schlimm genug, ausgerechnet mit dem
Punk-Geiger Nigel Kennedy, der auf BEND SINISTER mitfiedeln durfte,
bevor er Philharmonie-Abonnenten erschreckte. Mark reagierte mit
beleidigten Texten, fiesen Interviews, schicken Hochglanzcovern
und einem Interesse an bildender Kunst, aber der Song, der eine
Fall-Song blieb sich gleich, auf daß die Experten auf ewig streiten
können, was denn eine schlechte und was denn eine gute Fall-LP sei...
|
CAB IT UP
HOTEL BLÖEDEL
MR. PHARMACIST
BLACK MONK THEME
WHY ARE PEOPLE GRUDGEFUL?
PAT TRIP DISPENSER
A LOT OF WIND
Weiter
>>
|