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Ort: London. Zeit: 1969. Die Darsteller: Ian Hunter, eigentlicher
Name: Ian Patterson, damals 23 Jahre alt, dick, häßlich, aus Shrewsbury
nach London gezogen, mal als Sessionmusiker beschäftigt, mal als
Fabrikarbeiter, Maurer oder Gelegenheitsdieb, immer in billigen
Studios zu finden, um Demos aufzunehmen. Guy Stevens: A&R Manager
bei Island Records, Freund von Mick Jagger und Eric Burdon, hatte
gerade wegen Drogenmißbrauchs im Gefängnis gesessen. Stan Tippins,
Mick Ralphs, Verden Allen, Overend Watts und Dale Griffin, genannt
Buffin: zusammen wollte man der Heimat Hereford den Rücken kehren,
wo man als Top-40-Nachspielband lokalen Ruhm genoß, um als Silence
in London das Glück zu machen. Wer Hunter und Stevens und Silence
nun zusammenbrachte, ist ungeklärt: die einen berichten von einer
"Sänger gesucht"-Anzeige im Melody Maker, andere von einem Toningenieur,
der den Kontakt herstellte, dritte von einem wutentbrannten Mick
Ralphs, der diesen arroganten Guy Stevens nicht mehr aus seinem
Büro ließ, bis nicht ein Vertrag unterschrieben war - gesichert
ist, daß Mastermind Guy Stevens den Silence-Sänger Stan Tippins
durch den sonnenbebrillten Ersatz-Dylan Ian Hunter ersetzte, Silence
in Mott The Hoople umbenannte, nach einer Romanfigur, die ihn im
Knast sehr beeindruckt hatte, und bei den Provinzmuckern eine englische
Fassung von BLONDE ON BLONDE in Auftrag gab...
Im Sommer 1969 wurden Mott the Hoople
auf die Welt losgelassen. Nur zwei Wochen nach Gründung der Gruppe
war das Debütalbum eingespielt, im August trat man erstmals live
auf, in einem Club im italienischen Riccione. Mott the Hoople müssen
eine ehrfurchtgebietende Live-Band gewesen sein. Dank der Top-40-Erfahrung
der Silence-Musiker dominierten frenetische Cover-Versionen den
Set, halbstündige Fassungen von YOU REALLY GOT ME zum Beispiel,
das als Instrumental auch auf Platte zu hören war. Mott the Hoople
wurden mit Mountain, Ten Years After, Jethro Tull und Traffic permanent
auf Tour geschickt, mal Europa, mal USA, aber von einem kommerziellen
Durchbruch konnte nicht die Rede sein. LP-Zweitling MAD SHADOWS
verkaufte nichts, Drittling WILDLIFE noch weniger, Viertling BRAIN
CAPERS war eine Katastrophe. Die Bühnenekstase ließ sich nicht auf
Vinyl pressen; es ist ein Wunder, daß Mott the Hoople überhaupt
solange durchhielt. In der Rückschau war es wohl die unentschlossene
Melange aus Dylan und Rolling Stones, die einen echten Hit verhinderte.
Über die vier Platten war es 1972
geworden. Island wollte die Versager loswerden; ihr Kontaktmann
zur Firma, Guy Stevens, konnte wegen seiner drogenbedingten Unzuverlässigkeit
der Band nicht mehr helfen. Die Tourneen wurden immer kleiner und
schlechter bezahlt. Am 26. März 1972 spielten Mott the Hoople einen
kleinen Club-Gig in Zürich. Im Anschluß an dieses Konzert löste
sich die Gruppe auf, und die Musiker reisten nach London zurück.
Der Zürich-Gig sollte auf einem späteren Mott-the-Hoople-Album verewigt
werden, auf MOTT aus dem Jahr 1973...
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ROAD TO BIRMINGHAM
SWEET ANGELINE
BALLAD OF MOTT THE HOOPLE
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