Anders als Joni Mitchell scheint Carole King nie die Zeitläufe, die sie charakterisierenden Personen und die im Hintergrund bestimmenden Philosophien durchdringen zu wollen. Wie schon ihre Teenie-Songs bleiben auch ihre Hervorbringungen als Singer/Songwriterin nett-dickliche Kinder ihrer Zeit, genauer des Jahres 1967, dessen Vergehen und das mit ihm entschwundene utopische Potential mit zunehmendem zeitlichen Abstand immer stärker betrauert werden will. Schließlich ließ sie selbst das Bejammern der guten, alten Zeit bleiben und brachte 1980 eine ebenso erfolgreiche wie triste LP mit alten Goffin/King-Nummern heraus, PEARLS. 1984 unterstützte sie durch Konzerte die Präsidentschaftskandidatur des liberalen Senators Gary Hart, die ebenso erfolglos blieb wie ihre eigenen 80er-Jahre-Versuche, an die TAPESTRY-Erfolge auch nur entfernt anknüpfen zu können. Auch in den 90er Jahren sind Konzerte selten; man sieht sie auf der Bühne gelegentlich mit Joan Baez oder Janis Ian, allerdings erregte ihre 94er Live-CD IN CONCERT einiges Aufsehen, weil neben David Crosby und Graham Nash auch Slash von Guns'n'Roses zu den Gästen auf der Bühne zählte. Dies mag darauf hindeuten, daß eine neue Musikergeneration Carole King wieder als große Pop-Schreiberin schätzen kann, ohne zu jeder Zeit daran denken zu müssen, daß sie als Erfinderin des weißen Mittelschicht-Milchmädchen-Schlock-Souls nicht nur einen Platz in der Rock'n'Roll-Hall-of-Fame beanspruchen darf, sondern auch einen Ehrenplatz in der Pop-Hölle.

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Diskographie

TIME GONE BY