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Gershom Kingsley Teil 1 : 2 : 3 : 4
20.7.94  
 

1992 erschien das Buch INCREDIBLY STRANGE MUSIC, das seither für viele Pop-Interessierte ein steter Quell der Freude und der Inspiration ist. Das Herzstück dieses Buchs ist die Vorstellung der beiden Komponisten Jean-Jacques Perrey und Gershom Kingsley, die um 1970 herum eine Art Durchbruch der Avantgarde in das Herz des Easy-Listening schafften. Perrey und Kingsley brachten es für eine Weile fertig, die Ohren der braven Bürger mit unerhörten Dissonanzen und Experimenten zu betören, indem sie dem konservativen Geschmack vorgaukelten, der schräge Witz und der Lärm, den sie fabrizierten, sei nichts anderes als die Unterhaltungsmusik des anbrechenden Weltraumzeitalters. Ihre Instrumente waren Bandschleifen, der Moog Synthesizer und die Ondioline, ein elektrisches Keyboard zur Nachahmung von Originalinstrumenten. Von Rockfans und E-Musikern gleichermaßen verachtet, schufen sie ihr kleines, aber erfolgreiches Universum der akustischen Ungeheuerlichkeiten - sie waren der Spike Jones der Mondlandungsjahre, ihre Musik war der IN SOUND FROM WAY OUT, so der Titel ihrer ersten gemeinsamen LP. Im Popalphabet wird heute Gershom Kingsley vorgestellt; auf der Michel-LeGrand-Ballade UMBRELLAS OF CHERBOURG ist die Ungeheuerlichkeit seiner Musik zu ahnen: ganz harmlos kommen die verdrehtesten Töne und Dissonanzen daher, so harmlos, daß in den braven Radioprogrammen, in schnuckligen Restaurants und dezenten Clubs keiner merkte, was da eigentlich für ein Höllenlärm veranstaltet wurde...
     Gershom Kingsley wurde Anfang der zwanziger Jahre als Sohn eines polnischen Juden und einer katholischen deutschen Mutter geboren. Kurz vor der Reichskristallnacht verließ die Familie Nazideutschland und ging nach Israel, um dort im Kibbuz den neuen Judenstaat mit aufbauen zu helfen. Gershom war ein musikalischer Autodidakt; Klavierspielen lernte er von seinem Vater, Ami-Jazz lauschte er dem Radio ab, Notenlesen brachte er sich selbst bei, und als er 1941 zur britischen Armee eingezogen wurde, hatte er bereits in diversen Combos gespielt. 1946 ging Gershom Kingsley zu seinem Bruder nach Amerika, um an der Juilliard School Musik zu studieren, mußte aber erst die Highschool absolvieren, um dort zugelassen werden zu können. In jenen Jahren begann Kingsleys musikalische "Hurerei": er begleitete einen Stehgeiger und Tanzklassen für Kinder, gab Stunden oder klimperte in Theatern. An der Uni verzettelte er sich im gleichzeitigen Studium von Komposition, Dirigieren und Klavier, so daß er später von sich selbst sagt, er sei dadurch ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen geworden, der alles und nichts wirklich könne. Nach seinem Studium blieb Kingsley hauptsächlich beim Theater, arbeitete On und Off Broadway, dirigierte Musicals und große Shows, erhielt schließlich zwei Obies, also zwei Theater-Oscars, für seine Arbeit - und zwei Clio Awards, Auszeichnungen der Werbeindustrie, einen davon für THE SAVER, eine Kollaboration mit Jean-Jacques Perrey.

Perrey/Kingsley
UMBRELLAS OF CHERBOURG

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Perrey/Kingsley
THE SAVER

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