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Rahsaan Roland Kirk Teil 1 : 2 : 3 : 4
10.8.94 und 24.8.94  
 

Ronald Theodore Kirk. Geboren am 7. August 1935 in Columbus, Ohio. Gestorben am 5. Dezember 1977 auf der Fahrt zu einem Gig.
     Ronald wurde mit einer Sehschwäche geboren, die im Alter von zwei Jahren durch eine ungeschickte Krankenschwester zur Blindheit wurde. Ronald vertraute daher von Kindesbeinen an den Tönen - und mehr noch, den Bildern und Geräuschen in seinem Kopf, seinen akustischen Visionen, seinen Träumen. Niemand sah in ihm einen großen Saxophonisten, als er mit sechs wie besessen in einen Gartenschlauch hineinblies oder mit neun der stolze Signalhornbläser in einem Sommerlager war. Zu der Zeit begann er mit Klarinettenunterricht, dann kam das Tenorsaxophon, das er mit 12 so gut spielte, daß er im Schulorchester mitmachen durfte. Mit 15 war Ronald professioneller Musiker in Chicago - professionell, das will nicht viel heißen: ein blinder schwarzer Bub, der manchmal bei Gigs dabei war, meist aber auf der Straße vor der Absteige spielte, wo er auch wohnte. Dort hat ihn der deutsche Jazzexperte Joachim Ernst Berendt zum ersten Mal gesehen und gehört. Warum ist er Berendt aufgefallen? Er spielte auf drei Instrumenten gleichzeitig: Tenor, Manzello und Strich. Ronald war ein verdammter Ein-Mann-Holzbläser-Satz...
     Tenorsaxophon, Manzello und Strich, Querflöte und Polizeipfeife: Mit THREE FOR THE FESTIVAL, einer seiner ersten Aufnahmen, eröffnete Kirk fast all seine Konzerte - damit gleich mal klar war, was der Hochseilartist so alles drauf hatte. Manzello und Strich sind Vorläufer des heutigen Saxophons, die in spanischen und mexikanischen Blaskapellen des vorigen Jahrhunderts Verwendung fanden. Kirk entdeckte sie im Keller einer Musikalienhandlung, die ihm diesen alten Ramsch günstig überließen. Die alten Krummhörner blieben sein Markenzeichen ein Leben lang, obwohl Kirk speziell als Flötist seine größte Außenwirkung hatte - soll heißen: die Epigonen sind bekannter geworden als der Erfinder neuer Spielweisen selbst. Soll z.B. heißen: Wer Ronald Kirk hört, weiß, wo Ian Anderson von Jethro Tull die Idee für seinen einbeinigen Teufelsflöter her hatte.
     Ronalds Lehrjahre waren kurz. Er spielte auf den Straßen, in Jazz Clubs, wo er auch mal alte Idole wie Lester Young begleiten durfte, in R&B-Bands. Irgendwann benannte er sich ein erstes Mal um: Ronald verschwand, Roland war geboren: Roland Kirk, der Mann, der so viele Instrumente beherrschte und gleichzeitig spielen konnte, weil er sich eine Zirkularatmungstechnik antrainiert hatte. Roland Kirk, der deswegen lange Zeit als Zirkusnummer abgelehnt wurde, weil es in Jazzkreisen nie allzu hip war, ein guter Entertainer zu sein. Selbst die Giganten wie Louis Armstrong oder Dizzy Gillespie mußten sich als Show-Neger beschimpfen lassen; was wird sich da erst ein praktisch unbekannter Multiinstrumentalist aus der Provinz gefallen lassen haben müssen, der neben seiner Ernsthaftigkeit auch ein Showtalent besaß...

CONVERSATION

 

 

 

 

 

THREE FOR THE FESTIVAL

 

 

 

 

 

YOU DID IT, I DID IT

 

 

 

 

 

HIP CHOPS

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