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Da steht er also mit seinen drei Instrumenten im Mund, einem Tenorsaxophon,
einem Manzello und dem Strich - er holt Luft, schaltet um auf Zirkularatmung
und spielt sich die Seele aus dem Leib, angetrieben von seiner Band,
die sich mal aus bekannten Jazzern, mal aus hungrigen R&B-Bösewichten
zusammensetzt, spielt den Jazz, den Funk, verneigt sich dreimal
gen New Orleans: Roland Kirk.
Roland Kirk, nein, so heißt er nicht
mehr: er hat wieder einmal geträumt. Er hatte geträumt, daß sein
Name Rahsaan sei, Rahsaan Roland Kirk, dabei blieb es; Rahsaan Roland
Kirk definierte seine Musik immer stärker vom reinen Jazz weg, bezog
andere schwarze Musiken ein, Afrika, New Orleans, Rhythm & Blues,
Funk, Voodoo, Black Nationalism, aber die Basis blieb der Jazz.
Da verstand er auch keinen Spaß. So brachte ihm sein Hausproduzent
bei Atlantic, Joel Dorn, einmal Musiker einer angesagten Fusionband
zu einer Session mit. Nach seiner Gewohnheit ließ er die Jungs erst
einmal ein paar Standards spielen, schließlich sagte er NIGHT IN
TUNISIA an, aber die Musiker konnten NIGHT IN TUNISIA nicht spielen.
Da kriegten sie den Anschiß ihres Lebens. Überhaupt: Kirk im Studio
- gereizt wie ein Wasserbüffel hat er sein können, behaupten seine
Produzenten und Toningenieure. Wehe, es lief einmal das Band nicht,
wenn er überraschend anfing zu spielen. Wehe, eine Session ging
nicht so, wie er das gewohnt war. Da konnte er, neben den musikalischen
Parallelen, zum zweiten Charlie Mingus werden. Einmal war er beim
zehnten Take einer Nummer angelangt; irgendetwas ging bei jedem
Durchgang schief. Da ging er zu jedem Musiker und zum Produzenten
und sagte vertraulich: "Ich habe ein privates Gesetz: Mache nie
mehr als zehn Takes. Das ist der zehnte Take. Wenn jetzt etwas schief
geht, schlage ich euch zusammen." Hier Kirk als Charlie-Parker-Interpret...
Die späten sechziger Jahre sind auch
die Zeit seiner Sessions mit weißen Popmusikern wie Clapton, Zappa
oder Colosseum. Diese lassen sich von dem Zirkusgaul Kirk inspirieren;
der bedient sich dafür ganz ungeniert im weißen Melodienfundus,
was allerdings einem wie Kirk gleich wieder als Ausverkauf und Kommerzialisierung
vorgeworfen wurde. Aber was ist schlecht an HEY JUDE, wenn Jude
als Kirk'sche Voodoopuppe daherkommt?
Kirks späte Aufnahmen sind von einer
seltsamen Ambivalenz. Einerseits wetterte er bei jeder Gelegenheit
gegen Musik, die aus den Maschinen kommt, gegen übermäßige Verstärkung,
Synthesizer, E-Pianos, andererseits wurden seine Platten immer eklektisch-technisch-verspielter,
Pferde galoppieren durch den Stereoraum, Stimmen überlagern sich,
Computer führen fiktive Streitgespräche mit Kirk - das "SGT. PEPPER
des Jazz" nennt einer Kirks Platte THE CASE OF THE 3 SIDED DREAM
IN AUDIO COLOR.
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BLACK ROOT
BLUES FOR ALICE
VOLUNTEERED SLAVERY
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