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Jemand nannte ihn "das erwachsene Wunderkind"
– Gary McFarland, Arrangeur, Vibraphonist und Komponist. Im
Nachtmix heute sein Portrait.
Gary McFarland wurde 1933 in Los Angeles
geboren, wo er wohl auch seine Kindheit verbrachte, denn in einem
Interview sagt McFarland: "Ich war etwa acht, als ich das erste
Mal Boogie Woogie hörte, auf einem Sender in Los Angeles. Das
Programm hieß "America Dances" und Boogie Woogie
war die erste Musik, die mich gefühlsmäßig wirklich
berührte." Mit 17 jobbte McFarland in Oregon beim Holzschlagen,
wohl kurz vor der Zeit, als er dort im Nordwesten der USA aufs College
ging. 1954 war er dann schon beim Militär und auch musikalisch
aktiv: stationiert in Oklahoma lernte und spielte er Trompete, Posaune
und Klavier. 1958 forderten ihn andere Musiker auf, ernsthaft Musik
zu studieren und Gary McFarland schaffte es mit seinen 25 Jahren
an die Berklee School of Music nach Boston und an die Lenox School
of Jazz. Dort unterrichtete gerade als Gastdozent John Lewis vom
Modern Jazz Quartet, der aus einem Anfänger innerhalb eines
einzigen Jahres einen kommenden Superstar des Jazz zu formen in
der Lage war. 1960 arrangierte McFarland bereits für Bob Brookmeyer
und Gerry Mulligan, übertrug ein Broadway Musical ins Jazzformat
und komponierte und arrangierte fast eine komplette LP für
Anita O’Day, damals eine der ganz Großen der jazzigen
Unterhaltungsmusik. Sein Förderer John Lewis ließ den
Endzwanziger immer wieder für sich arbeiten, und der schien
keine Probleme zu haben, für Giganten wie Jim Hall, Eric Dolphy
oder Gunther Schuller zu arrangieren und zu komponieren, hier als
Mitglieder des Orchestra USA, aufgenommen 1962 und ein Flagschiff
der sogenannten Third Stream-Bewegung im Jazz.
Gary McFarlands Karriere begann also
relativ spät, aber dafür in der ersten Liga der eher konservativen
Jazz-Kreise; die Freejazz-Revolution, die mächtigen Hard Bop-Exkurse,
neue Notationssysteme und frische Möglichkeiten der kollektiven
Improvisation waren allesamt nichts für die Welt des Gary McFarland,
der Zeit seines Lebens eher an der distinguierten Eleganz zwischen
Broadway und Duke Ellington, von Fischgrät-Sakko und graumeliertem
Haar interessiert war, too old to rock’n’roll, too young
to die, hier auf dem Höhepunkt seiner quasi akademischen Karriere
als Komponist und Arrangeur, als er für ein Konzert in der
Philharmonic Hall des New Yorker Lincoln Center an namhaften New
Yorker Jazzmusikern zusammentrommeln durfte, wen er wollte. Clark
Terry, Bob Brookmeyer, Zoot Simms, Sam Brown und ein halbes Dutzend
anderer Kollegen übten tagelang die impressionistisch anmutenden
Klangfärbereien McFarlands ein und führten sie am 6. Februar
1966 mit großem Erfolg auf.
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McFarland/Szabo
SIMPATICO
Orchestra USA
GRAND ENCOUNTER
McFarland Orchestra
WINTER COLORS
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