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Wreckless Eric ehrte ihn bei seinem Konzert in Augsburg mit einem
Song: Robert George Meek, genannt Joe - Studiotüfftler, Hitproduzent,
Spiritist, Ufologe, Schwuler, Horrorfan und Buddy-Holly-Verehrer.
Oder besser: Buddy-Holly-Verrückter. Denn wie soll man jemanden
nennen, der sich am 8. Todestag seines Idols einen Revolver an den
Kopf setzt und abdrückt?
The Riot Squad waren eine der zahllosen
und weniger erfolgreichen Combos und Interpreten, mit denen Joe
Meek seine zu Tal rasende Karriere retten wollte: 1965 bis 1967
erschienen ihre wunderbaren Singles. Die Mitglieder: Mitch Mitchell,
später Jimi Hendrix Experience. Jon Lord, später Deep Purple, Len
Tuckey, später Suzie Quatro Band.
Joe Meek wurde am 5. April 1929 in
Newent, Gloucestershire geboren. Von den berühmten Kindesbeinen
an war Joe Meek von dem neuen Medium Radio begeistert. Er las darüber,
was er in die Finger kriegte, schlachtete alte Geräte aus, um neue
Wundermaschinen zu bauen, mit denen man die Vögel aus den Bäumen
scheuchen oder die eigene Familie in Todesangst versetzen konnte.
Klar, daß so einer bei einer Radareinheit der Royal Airforce landet,
dort seine Technik-Obsession auf den Stand der Zeit bringt und nach
der Entlassung in den frühen fünfziger Jahren Gloucestershires ersten
Fernsehapparat selbst zusammenbaut. 1953 ging Joe Meek nach London
und wurde Techniker bei der Radio Luxemburg Road Show, später Studiotechniker
bei den IBC Studios. Der Beruf des Produzenten, gar des von den
großen Plattenfirmen unabhängigen Produzenten war damals gänzlich
unbekannt. Die Labels schickten ihre Künstler zu irgendwelchen Technikern,
die ein Mikrophon aufstellten und aufnahmen, was halt so zu hören
war. Joe Meek kam so in den Genuß von Operette und Tanzmusik, softem
Jazz und Schlager. Joe Meek war das zu fad. Er wollte seine technischen
Fähigkeiten und seine wirre Imagination benutzen, um den Songs aus
seiner Hand etwas besonderes mitzugeben. Schließlich hatte er das
neue IBC Studio quasi eigenhändig zusammengebastelt und wußte, was
möglich war. Joe Meek erfand für sich selbst den Beruf des Produzenten,
der sich allerdings nicht wie etwa Leiber/Stoller von der Musikseite
her definierte, sondern von der Technikseite. Joe Meek war der erste,
der das vordere Fell aus der bass drum schnitt, Teppiche reinlegte
und ein Mikro davor stellte. Er war der erste Brite, der die Instrumente
einzeln aufzunehmen versuchte. Er baute ein neuartiges Echogerät,
entwickelte Verzerrer und primitive Overdubbing-Verfahren, um seine
einzelnen Spuren wieder zusammenzufahren. Und er hatte Erfolg: Unter
seiner anonymen Regie kamen zu Hitehren: Lonnie Donegan, Petula
Clark, Shirley Bassey oder Chris Barber. Unter Technik-Freaks legendär
ist die erste Jazzaufnahme Großbritanniens, die es in die Top Twenty
schaffte - der Bad Penny Blues von Humphrey Lyttleton, Instrumente
einzeln aufgenommen und alles, anno 1956:
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Riot Squad
I TAKE IT THAT WE'RE THROUGH
Humphrey Littleton
BAD PENNY BLUES
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