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Joe Meek Teil 1 : 2 : 3 : 4
19.2.92  
 

Wreckless Eric ehrte ihn bei seinem Konzert in Augsburg mit einem Song: Robert George Meek, genannt Joe - Studiotüfftler, Hitproduzent, Spiritist, Ufologe, Schwuler, Horrorfan und Buddy-Holly-Verehrer. Oder besser: Buddy-Holly-Verrückter. Denn wie soll man jemanden nennen, der sich am 8. Todestag seines Idols einen Revolver an den Kopf setzt und abdrückt?
     The Riot Squad waren eine der zahllosen und weniger erfolgreichen Combos und Interpreten, mit denen Joe Meek seine zu Tal rasende Karriere retten wollte: 1965 bis 1967 erschienen ihre wunderbaren Singles. Die Mitglieder: Mitch Mitchell, später Jimi Hendrix Experience. Jon Lord, später Deep Purple, Len Tuckey, später Suzie Quatro Band.
     Joe Meek wurde am 5. April 1929 in Newent, Gloucestershire geboren. Von den berühmten Kindesbeinen an war Joe Meek von dem neuen Medium Radio begeistert. Er las darüber, was er in die Finger kriegte, schlachtete alte Geräte aus, um neue Wundermaschinen zu bauen, mit denen man die Vögel aus den Bäumen scheuchen oder die eigene Familie in Todesangst versetzen konnte. Klar, daß so einer bei einer Radareinheit der Royal Airforce landet, dort seine Technik-Obsession auf den Stand der Zeit bringt und nach der Entlassung in den frühen fünfziger Jahren Gloucestershires ersten Fernsehapparat selbst zusammenbaut. 1953 ging Joe Meek nach London und wurde Techniker bei der Radio Luxemburg Road Show, später Studiotechniker bei den IBC Studios. Der Beruf des Produzenten, gar des von den großen Plattenfirmen unabhängigen Produzenten war damals gänzlich unbekannt. Die Labels schickten ihre Künstler zu irgendwelchen Technikern, die ein Mikrophon aufstellten und aufnahmen, was halt so zu hören war. Joe Meek kam so in den Genuß von Operette und Tanzmusik, softem Jazz und Schlager. Joe Meek war das zu fad. Er wollte seine technischen Fähigkeiten und seine wirre Imagination benutzen, um den Songs aus seiner Hand etwas besonderes mitzugeben. Schließlich hatte er das neue IBC Studio quasi eigenhändig zusammengebastelt und wußte, was möglich war. Joe Meek erfand für sich selbst den Beruf des Produzenten, der sich allerdings nicht wie etwa Leiber/Stoller von der Musikseite her definierte, sondern von der Technikseite. Joe Meek war der erste, der das vordere Fell aus der bass drum schnitt, Teppiche reinlegte und ein Mikro davor stellte. Er war der erste Brite, der die Instrumente einzeln aufzunehmen versuchte. Er baute ein neuartiges Echogerät, entwickelte Verzerrer und primitive Overdubbing-Verfahren, um seine einzelnen Spuren wieder zusammenzufahren. Und er hatte Erfolg: Unter seiner anonymen Regie kamen zu Hitehren: Lonnie Donegan, Petula Clark, Shirley Bassey oder Chris Barber. Unter Technik-Freaks legendär ist die erste Jazzaufnahme Großbritanniens, die es in die Top Twenty schaffte - der Bad Penny Blues von Humphrey Lyttleton, Instrumente einzeln aufgenommen und alles, anno 1956:

Riot Squad
I TAKE IT THAT WE'RE THROUGH

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Humphrey Littleton
BAD PENNY BLUES

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