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Trotz seines Erfolges war Joe Meek
seinen diversen Arbeitgebern ein Dorn im Auge. Meek spielte sich
stets als Chef auf, wollte mit niemanden, keinem Label, keinem Musiker,
keinem Komponisten oder Studioboss Kompromisse eingehen - und stand
folgerichtig 1960 zum wiederholten Male auf der Straße. Joe Meek
wurde dadurch nur noch sturer. Er gründete sein eigenes Label, Triumph,
die Produktionsgesellschaft RGM, deren Initialen zukünftig alle
Meek-Produkte zieren sollte, und er mietete drei Stockwerke in Londons
Holloway Road Nummer 304, direkt über einem Lederwarengeschäft.
Meekologe Werner Voss beschreibt das Studio, in dem nun sieben Jahre
lang Hitparadenfutter produziert werden sollte: "Dieses Studio an
der sechsspurigen Ausfallstraße besaß aber weder Trennscheiben zwischen
den Räumen noch eine Wechselsprechanlage. Die Aufnahmen entstanden
in normalen Zimmern, wobei Meek die Musiker in den anderen Räumen
nicht sehen konnte. Er mußte seine Anweisungen geben, indem er um
die Ecke guckte." Woher Joe Meek die 3000 Pfund hatte für seinen
selbstgebastelten Studioschrott? 1958 war er zum ersten Mal auf
Gold gestoßen mit dem von ihm geschriebenen PUT A RING ON HER FINGER,
das Tommy Steele zum Vortrag brachte und dem man den später berühmten
RGM-Sound noch nicht anhört.
Triumph warb nicht mit bekannten Stars
um Käufer, sondern Triumph und RGM versprachen "einen neuen Sound":
Meek-Musik war Studio-Pop, der live nicht mehr reproduziert werden
konnte und nur durch seinen Schöpfer funktionierte, der Klospülungen
mit Wah-Wah-Effekten versah, Mikrophone in Mülltonnen versteckte
und mit Schraubenziehern über Glasscheiben kratzte. Die Interpreten
waren austauschbar und oft genug hübsche Knaben, die Meek aus anderen
als musikalischen Gründen in seine Studioräume gebeten hat. Die
Musik besorgten Studiomucker. Bereits 1960 kam allerdings das Ende
von Triumph, das zwar Hitsingles hatte, aber als Independent von
den großen Vertrieben einfach nicht schnell und korrekt genug bezahlt
wurde. Joe Meek änderte sein Konzept und machte von nun an nur noch
Eigenproduktionen für die großen Labels Pye, EMI oder Decca. Der
Sound blieb derselbe. Die Methode blieb dieselbe. Verrückte Technospielereien
plus Zeitgeist plus Meeks private Obsessionen.
Obsession Nummer 1: der Todessong.
Der Spiritist Meek glaubte an die Möglichkeit, Kontakt mit Toten
aufzunehmen und ließ dieses Credo von dutzenden seiner Marionetten
besingen; am erfolgreichsten von John Leyton, der mit JOHNNY REMEMBER
ME 1961 vier Wochen lang die Nummer 1 in England war. Fußnote: Die
meisten der Meek'schen Todessongs wurden von der BBC wegen "widerwärtiger
Texte" boykottiert.
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Tommy Steele
PUT A RING ON HER FINGER
Pat Reader
CHA CHA ON THE MOON
John Leyton
JOHNNY REMEMBER ME
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