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Er hat 12 LPs und eine Single aufgenommen, ist seit 18 Jahren im
Geschäft und trotzdem steht er nicht im ROCK LEXIKON und nicht im
WHO'S WHO IN ROCK, nicht in SOUNDS - 1827 KRITIKEN und nicht in
Diederichsens 1500 SCHALLPLATTEN, nicht in ROCKMUSIK von Tibor Kneif
und auch nicht im POP & ROCK ALMANACH. Sogar das Standardwerk NEW
ROCK RECORD von Terry Hounsome führt nur einen Bruchteil seiner
Platten auf. Ein möglicher Grund: Elliott James Murphy ist selbst
ein Rocklexikon.
Vermutlich 1949 geboren, wuchs Elliott
James Murphy in Garden City, Long Island auf. Sein Vater hatte auf
dem Gelände der 39er Weltausstellung einen Nachtclub namens Aqua
Show, wo Badenixen schwammen und Duke Ellington spielte. Mit zwölf
bekam Elliott seine erste Gitarre: "Sie war knallrot und nicht sehr
gut. Ich vermute, daß mein Vater dem Verkäufer bedeutet hat, daß
diese Gitarrengeschichte vielleicht nur so ein kurzzeitiger Spleen
von mir sein könnte und er deshalb lieber kein Vermögen dafür ausgeben
möchte. Meine Mutter war total gegen die Gitarre. Sie befürchtete,
daß meine Noten in den Keller gehen würden. Sie sollte Recht behalten."
Murphy muß seinen Vater sehr bewundert haben. So nannte er seine
erste Band und seine erste LP AQUASHOW, und selbst auf der 91er
Platte 12 geistert der Vater als wichtige Person durch einen der
besseren Songs, nämlich ON ELVIS PRESLEY'S BIRTHDAY.
Elliotts Leben in den sechziger Jahren
ist Bilderbuch-Bohème. Abhängen im Village, in einer Band spielen,
Warhols Factory auschecken, Velvet Underground verehren und schließlich
mit dem Bruder nach Europa reisen, wo man so lange auf der Spanischen
Treppe in Rom herumlümmelt, bis man in einem Fellini-Film mitspielen
darf. 1973 zog Murphy über Florida und Kalifornien zurück nach New
York. Dort gründet er Aqua Show, deren gleichnamiges Debüt im Herbst
1973 erscheint.
An dieser Stelle wird das Bilderbuch
zugeschlagen und aus Elliott James Murphy wird die Meta-Persönlichkeit
Elliott James Murphy. Was auch von seiner Musik und seiner Biographie
bekannt ist, immer beziehen sich das Ganze und seine Details auf
die Lieder, Worte und Taten anderer. Seine weitere Lebensgeschichte
- wir kennen sie längst, aber unter anderen Namen. Seine Lieder
- wir kennen sie alle, aber von anderen Musikern. Elliott James
Murphy wird zum kleinsten gemeinsamen Nenner der siebziger Jahre
und des dort raren guten Geschmacks werden. Und wollte man ein Raumschiff
zu fremden Sternen schicken, um den Aliens etwas über irdische Rockmusik
beizubringen - man sollte Elliott James Murphy als Astronauten nehmen,
das lebende und tönende Rocklexikon. Den Mann, der alle Stars in
einem ist. Hier gibt er 1989 den Bob Dylan, für den er 1973 schon
gehalten worden ist.
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THE GOODBYE SONG
WHITE MIDDLE CLASS BLUES
THE LAST OF THE ROCK STARS
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