Musikmeldungen aktuellMusikstromKolumnenSoundcheckPopalphabetGastbeiträgeWeblinksKontaktinfo
Home
Übersicht Manuskripte
Andrew Loog Oldham Teil 1 : 2 : 3
10.12.97  
 

Es ist eine dieser Geschichten, in denen eine Band ihre Karriere voll an den Baum zu donnern scheint: Da raufen sich Verve wieder zusammen, nehmen ihr drittes Album URBAN HYMNS auf und stoßen auf Gold mit der Single BITTER SWEET SYMPHONY, und eines Morgens klingelt dann das Telefon, und der Manager ist dran und muß seinen unausgeschlafenen Buben erklären, daß alle irgendwie nicht aufgepaßt haben: BITTERSWEET SYMPHONY basiert auf einem Sample des Jagger/Richard-Stückes THE LAST TIME, veröffentlicht in der Fassung des Andrew Oldham Orchestra. Ja, man habe die Sampling-Erlaubnis von der Plattenfirma Decca. Aber nein, was man nicht habe, ist die Zustimmung des Musikverlages Abkco: Und die wollen jetzt die vollen 100 Prozent. "Unser Geschäft liegt nicht in einer Tätigkeit als Sampling-Bereitsteller". Warum dies alles so kompliziert ist und Verve etwa 2 Millionen Pfund an einen gewissen Allen Klein überweisen müssen - siehe Andrew Loog Oldham...
     Andrew Loog Oldham ist der Sohn einer braven Britin und eines holländischen Fliegeroffiziers in amerikanischen Diensten, der 1944 über Deutschland abgeschossen wurde. Seine Kindheit verbrachte er in einer Privatschule, die zeitweise von einem Hochstapler geleitet wurde und dessen Fähigkeit, mit jedem Scheiß durchzukommen, Andrew extrem geprägt haben muß. Mit 11 Jahren trieb sich Andrew bereits im Rotlicht-Milieu Londons herum und besuchte Schwulenbars in Soho. Mit 16 ließ er die Schule sausen und suchte Anschluß an die Glitzerszene der Stars und Sternchen. Er marschierte einfach in den Laden der damals angesagtesten Modeschöpferin Großbritanniens, Mary Quant, und fragte um einen Job. Er durfte die Fenster dekorieren. In der Mittagspause klapperte er Musikverlage in der Denmark Street ab, um sich als Popstar vorzustellen, allerdings ohne Erfolg. Andrew verlegte seine Tätigkeit an die Riviera, jobbte als Kellner und Dekorateur, heckte mit zwei Journalisten den Plan aus, eine Millionärstochter zu entführen und zu heiraten, aber als der Plan aufflog, mußte sich der 18jährige schnellstens nach London absetzen.
     Andrew Loog Oldham ergatterte in London einen Job als Pressefritze bei einem Musikverleger, aber seine Hauptaufgabe war es, das Bett des Schlagersängers Mark Wynter zu wärmen. Der lehrte ihn eine gewissen Sinn für Stil: "Mark ist morgens immer sehr früh ins Bad geschlichen, hat sich gewaschen, rasiert und die Haare gerichtet. Dann legte er sich wieder ins Bett, setzte sich kurz danach auf und weckte mich, wobei er so tat, als sei er selbst eben erst aufgewacht. Ich sollte glauben, er sehe selbst nach dem Aufstehen bereits so toll aus. Das war echte Image-Pflege." Als sich eine Gelegenheit bot, vom Schlagersänger zu Brian Epstein, dem Beatles-Manager zu wechseln, griff Oldham zu. Allerdings ließ ihn Epstein nicht an die Beatles ran; er mußte sich um Versager wie Wayne Fontana oder Billy J. Kramer kümmern. Neben diesem Job gründete Oldham seine eigene PR-Firma und fand ein neues Idol in Phil Spector, den er bis ins Detail zu kopieren versuchte. Der amerikanische Teenager-Mogul gab Oldham den Rat, nie die Rechte an seinen Künstlern aufzugeben und die Plattenfirmen nie an die Bands ran zu lassen, verschwand in seiner schwarzen Limousine und ließ einen Andrew Oldham zurück, dem jetzt nur noch die Band fehlte, mit der er Spectors Rat befolgen könnte.

Verve
BITTER SWEET SYMPHONY

 

 

 

 

 

 

 

The Andrew Loog Oldham Orchestra and Chorus
LA BAMBA

 

 

 

 

 

 

 

Andrew Loog Oldham Orchestra
365 ROLLING STONES

Weiter >>

 

Musikmeldungen aktuell | Musikstrom | Kolumnen | Soundcheck | Popalphabet | Gastbeiträge | Weblinks | Kontakt