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Das erfolgreiche Jahr 1972 schien
bei Todd Rundgren ein paar Sicherungen durchbrennen zu lassen. In
seinem Kopf kollidierten einige Widersprüche, die bis zum heutigen
Tag nicht gelöst scheinen. Da war zu allererst der Musiker: "Ich
war immer der Ansicht, daß es mein verbürgtes Grundrecht ist, Klänge
hervorzurufen und zu gebrauchen. Dabei wollte ich immer einzigartig
sein in allem was ich schrieb, spielte und ausdrückte. Nie habe
ich und nie werde ich einen Gedanken daran verschwenden, was der
Hörer von mir erwartet." Dann war da noch der allmächtige Produzent:
"Als Plattenproduzent weiß ich, was populär ist, und bis zu einem
gewissen Grad, warum es populär ist. Ich kann jederzeit kommerzielle
Alben machen, wenn mir der Sinn danach steht." Und dann gab es noch
den Einzelgänger, der sich nach der Gruppe sehnt. Dieses Dilemma
versuchte Rundgren zu lösen, indem er eine Gruppe namens Utopia
gründete, nicht nur eine Gruppe, nein, ein, wie er es nannte, "Band-Lebensstil-Konzept".
Utopia machte, anfangs mit bis zu drei Keyboardern, jahrelang grausigen
Progressive Rock mit gelegentlichem Hard-Rock-Härte-Posing, für
das wir als Beispiel gleich RAPE OF THE YOUNG aus dem leider nur
genial betitelten OOPS! WRONG PLANET-Album hören werden. Der eigensinnige
Musiker manifestierte sich in ab 1974 synthesizer- und gitarrenvirtuosen-überladenen
Solo-Alben, die nur noch sehr spärlich Hits beinhalteten. Und der
Produzenten-Gott verteilte seine Allmacht auf alle möglichen und
unmöglichen Bands und Interpreten, immer den Wünschen der Plattenfirmen
mehr zu Diensten als für die Musiker gut war, als da waren Hall
& Oates, Patti Smith, Grand Funk Railroad, New York Dolls, XTC oder
Meatloafs BAT OUT OF HELL neben vielen anderen.
Utopia- und Soloplatten erschienen
für das nächste Jahrzehnt bunt durcheinander, erstere seelenloser
Virtuosenlärm, zweitere weder kühn-modern wie bei vergleichbaren
Egozentrikern wie Bill Nelson oder diversen New-Wave-Acts, noch
gediegen-klassisch wie bei verwandt klingenden Gruppen wie Steely
Dan oder wie James Taylor, dessen Balladenstil durchaus eine Nähe
zu Rundgren hatte. Todd Rundgren blieb trotz seiner ins Zeitgeschehen
eingebundenen Tätigkeit als Produzent seltsam unmodern oder zeitgeistfern.
Sehr deutlich illustrieren dies die zahlreichen Coverversionen auf
dem 76er Album FAITHFUL. Zwei Jahre, nachdem ein Brian Ferry mit
bis heute gültiger Schlüssigkeit vorgemacht hatte, wie man vorhandenes
Material rekontextualisiert und in angemessen-gegenwartsnahes Design,
ideologisch wie musikalisch, überführt, spielte Todd Rundgren Songs
von Hendrix, Dylan, Yardbirds und Beatles fast Ton für Ton nach,
so daß selbst hartgesotten-altmodische Kritiker nicht genau wußten,
wofür sie ihren Rundgren nun loben sollten.
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Utopia
RAPE OF THE YOUNG
RAIN
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