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Die Stones touren immer noch und veröffentlichen ein mitleiderregendes
Live-Album nach dem nächsten. Die Rest-Beatles versetzen mit FREE
AS A BIRD den halbverwesten John Lennon in Rotation: d i e Gelegenheit,
auf eine der großen englischen Popbands der sechziger Jahre zu verweisen,
die sich nach fünfeinhalb guten Singles und einem guten Album aufgelöst
hat, damit sich die vier Bandmitglieder unter jeweils anderem Namen
lächerlich machen konnten: The Small Faces, heute noch Vorbild für
Brit-Pop von Paul Weller bis Blur.
Vier Mods im London der frühen sechziger
Jahre: überteuert gekleidet, arbeitsscheu, musikbesessen, frech
wie Oskar, alle vier ziemlich klein mit Gesichtern wie die Frettchen
im Zeichentrickfilm: nie würde man ihnen den Rücken zudrehen wollen.
Steve Marriott, Jahrgang 1947, war so etwas wie ein Kinderstar,
mühte sich in Musicals ab, später dann auf Hochzeitsfeierlichkeiten
und Bunten Abenden, wo sie ihn von der Bühne schmissen, wenn er
James Brown-Nummern zum besten geben wollte. Ab und zu durfte er
grauenvolle Singles aufnehmen, ein Versager.
Ronnie Lane, geboren 1946, kannte
Marriott von einem gemeinsamen Auftritt her und lud ihn zu einer
Probe ein. Tagsüber arbeitete er passenderweise in einer Verstärker-Fabrik,
wo Kenny Jones Packer war, der den Schlagzeuger gab. Fehlte noch
Jimmy Winston, der wichtigste Mann in den frühen Small Faces, ein
"face", eine Mod-Berühmtheit, der Instrumente und ein Auto besaß.
Sobald etwas Geld verdient war, haben die anderen drei ihn gefeuert
und mit Ian McLagan das vierte und endgültige Face geholt. Doch
bis es soweit war, verloren Ronnie und Kenny ihre Jobs bei der Verstärker-Firma,
weil sie irgendwie besonders günstig an die besten Teile des Sortiments
kommen wollten. Ronnie probierte es danach noch als Tellerwäscher,
dann als Bote vom Verteidigungsministerium, was nur zur intensiven
Verschmierung von geheimen U-Boot-Unterlagen mit Brown Sauce führte
- und schließlich zur endgültigen Arbeitslosigkeit, gepaart mit
absolut entmutigenden Gigs und Tourneeversuchen. Okay, man war jetzt
19; vielleicht sollte man mit dem Scheiß einfach aufhören...
WATCHA GONNA DO ABOUT IT war der erste
Hit der Small Faces; unschwer hört man die Liebe zu amerikanischem
R&B und zum Stones-Stück EVERYBODY NEEDS SOMEBODY TO LOVE, das hier
gnadenlos ausgebeutet wurde. Wie war es dazu gekommen, gerade, als
Schluß sein sollte mit der Musiker-Karriere? Sängerin Elkie Brooks,
noch weit von späteren Star-Tagen entfernt, hatte die Small Faces
gehört und an den berüchtigten Manager und Impressario Don Arden
vermittelt. Der hatte Verbindungen und Gigs - und schon waren die
Vier im Studio und in den Hitparaden. Nur gehörte das Unternehmen
Small Faces voll und ganz Don Arden. Marriott, Lane, McLagan und
Jones bekamen 20 Pfund die Woche - das wars. Jedenfalls zog man
zusammen und in der Erinnerung von Ian McLagan war das Leben eine
einzige Party voller bunter Pillen und schöner Mädchen, die gelegentlich
von eher lästigen Konzerten unterbrochen wurde.
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AFTERGLOW OF YOUR LOVE
WATCHA GONNA DO ABOUT IT
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