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Selten hat sich Ron so offen zu seinem
Haß auf den hübschen Bruder bekannt: keine Stadt sei groß genug
für beide gleichzeitig. Die ganze LP KIMONO MY HOUSE ist voll dieser
hysterischen Pop-Perlen, die europaweit Kritiker und Fans gleichzeitig
aufhorchen lassen: Das sei Bowie oder Roxy Music teenie-popmäßig
zu Ende gedacht, heißt es, Top of the Pops heißt es, Fernsehen,
Gold-Platten. Das deutsche Rock-Lexikon schäumt: "Die Texte stecken
voll Platitüden wie ein Amateur-Violinist könne nicht gleich ein
Menuhin sein." Der zweite Sparks-Hit AMATEUR HOUR ist gemeint, in
dem es natürlich um ganz was anderes geht: nämlich, daß die Vorstädte
ideal seien zum Hausfrauen-Aufreißen, speziell für Anfänger in Sachen
körperlicher Liebe, schließlich könne nicht jeder Amateur-Violinist
gleich ein Menuhin sein, sondern müsse üben, üben, üben...
Rons perfider Plan nimmt langsam Gestalt
an: Zwei Jahre lang gaukelt er Russell vor, die Zukunft gehöre ihnen;
zwei LPs voll zaubert er wirre Texte, wirre Melodien, wirre Rhythmen
aus der Tasche und läßt Russell sich an das Teenie-Star-Leben gewöhnen.
Er plündert Johann Sebastian Bach und David Bowie, Glam Rock und
Vivaldi, und seine Ideen werden so unterschiedliche Bands wie Queen,
Depeche Mode oder Les Rita Mitsouko inspirieren...
1975 versenkt Ron die Sparks mit größtem
Genuß. Erst läßt er den Bowie-Produzenten Tony Visconti eine Bombastproduktion
mit dem Titel INDISCREET in den Sand setzen, danach holt er wieder
völlig indiskutable Rock-Nummern aus der Schublade, die als BIG
BEAT zu Recht jeden Fan vergrätzen - plus die credibilitymäßige
Totsünde jedes Rockmusikers in den siebziger Jahren: Russell muß
sich mit nacktem Oberkörper auf dem Cover präsentieren. Dann rät
Ron seinem Bruder Russell, mit ihm zusammen zurück in die Staaten
zu gehen, wo keiner die Gruppe hören will und mit INTRODUCING SPARKS
die dritte überwiegend grauslige Sparks-LP in Folge erscheint. Korrektur:
eine genialische Nummer findet sich auch auf INDISCREET: HOSPITALITY
ON PARADE
Nach der Peitsche holt Ron wieder
das Zuckerbrot aus dem Zylinder: Russell darf sein Falsetto 1979
zu den Disco-Beats von Donna-Summer-Produzenten Giorgio Moroder
und seinen Knechten Harold Faltermayer und Mack ertönen lassen:
Was heute als Dancefloor okay wäre, war damals der endgültige Verrat
am Rock & Roll, was zwar einerseits kurzfristig die Kassen füllte,
andererseits das poporientierte Restpublikum vergraulte - für immer
und bis heute. Dabei war NO. 1 IN HEAVEN als Auftakt der Moroderphase
noch richtig gut; drei LPs später wendete sich jedermann mit Grausen
ab...
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AMATEUR HOUR
PROPAGANDA
HOSPITALITY ON PARADE
NO. 1 IN HEAVEN
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