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Phil Spector (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4
 

     Fast sechs Jahre kann Phil Spector schalten und walten, wie er will. Alles gelingt, alles verkauft sich. Die Leute hassen ihn, Freunde hat er eigentlich nur in Dennis Hopper und Lenny Bruce, mit dem er auch Platten macht, dafür reicht es für Limousinen, Leibwächter, Alarmanlagen, scharfe Wachhunde und gute Anwälte. Zwei Anekdoten, die Spectors Erfolgsgeheimnis mystifizieren helfen: Als DA DOO RON RON von den Crystals aufgenommen wird, fragt Spector Sonny Bono, ob er glaube, der Song sei "doof" genug? Nach dem letzten Take grinst Spector Bono an und dieser sagt: "Jetzt ist es doof genug." Worauf Spector antwortet: "Von wegen doof. Da tropft pures Gold aus den Lautsprechern." Und als die Righteous Brothers die fertige Fassung von YOU'VE LOST THAT LOVIN' FEELIN' vorgespielt bekommen, beschwert sich Bobby Hatfield, daß er am Anfang gar nicht zu hören sei. Darauf Spector: "Du kannst Dich in der Zeit schon mal am Bankschalter anstellen." Womit Spector mehr als Recht hatte...
     Spector produziert Songs fürs Mittelwellenradio, Mono und scheppernder Lärm, große Dynamik, wenig Feinheiten. Damit unterwirft er sich auch den Gesetzen des AM-Radios. Eines der Gesetze besagt, daß kein Song länger als drei Minuten sein darf, sonst wird er nicht eingesetzt. YOU'VE LOST THAT LOVIN' FEELIN' ist aber fast vier Minuten lang. Deshalb läßt Spector 3'05 auf die Single drucken. Bis die DJs und Programm-Chefs das bemerkt haben, ist die Single schon ein Hit und die Zeitgrenze für Songs ein Ding von gestern.
     Dieser Song aus dem Jahr 1966 markiert das Ende der Ära Spector. Ike ist zu schwarz, Tina zu obszön, ihr Gospel-Pop nicht radiokompatibel genug. RIVER DEEP MOUNTAIN HIGH wird zwar Nummer 1 in England, bleibt aber in Amerika nur Durchschnitt. Beleidigt veröffentlicht Philles Records noch ein, zwei Singles, dann zieht sich das Label aus dem Geschäft zurück. Der von Spector erwartete Aufschrei der Enttäuschung seiner Fans bleibt aber aus; Mono und Mittelwelle sind mit Beach Boys und Beatles und Rock und Drogen und Hippies genauso out wie Singles und Kommerz und schwarze Vokalmarionetten. Phil Spector ist mit einem Schlag ein toter Mann, businessmäßig, und dieses Business kann sich die Schadenfreude kaum verkneifen. 1969 gibt Phil Spector dem Rolling Stone ein Interview, um sein Comeback als Produzent einzuläuten; das Interview ist ein Portrait des irren Ex-Teenagers als Genie und sollte ein Pflichtlesestück für jeden Popfan sein, aber das mit drei Singles gestartete Wiederbelebungsmanöver wird ein Flop. Flop ist auch bis heute das Zauberwort geblieben: Ob er für die Beatles LET IT BE, für John Lennon ROCK & ROLL, für Leonard Cohen DEATH OF A LADY'S MAN produzierte, einhellig schrien die Fans auf, dies sei die schlechteste Platte ihrer Lieblinge. Dabei sind es natürlich allesamt campe Meisterwerke, die sich wohltuend aus dem Gesamtwerk der jeweiligen Heroen herausheben. Dies gilt auch für die Ramones-LP END OF THE CENTURY, die ebenfalls dem ewigen Comeback eines alternden Teenagergottes zum wohlwollenden Opfer gefallen ist...

Righteous Brothers
YOU'VE LOST THAT LOVIN' FEELIN'

 

 

 

Ike & Tina Turner
RIVER DEEP MOUNTAIN HIGH

 

 

 

 

 

 

 

 

Ramones
BABY I LOVE YOUR

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