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Tiny Tim Teil 1 : 2 : 3
15.4.91  
 

"Nichts kann einen Freak aufhalten, wenn seine Zeit gekommen ist", schrieb Popjournalist Richard Goldstein im Jahr 1968. Er meinte damit einen der sonderbarsten Acts der Popgeschichte: Tiny Tim.
     Das war sein Hit: file under novelty. Aber Tiny Tim mag ein Novelty Act für seine Eintags-Fans gewesen sein, für sich selbst war er Clown, Entertainer und menschgewordene Musikbox. Colin Escott schrieb 1987: "Er war ein wandelndes Nachschlagewerk der frühen und ganz frühen Popgeschichte. Man konnte ihn fragen, was man wollte. Er hatte sofort alle Einzelheiten parat."
     Um das Wunder Tiny Tim wirklich als solches erkennen zu können, um hinter die nervige Stimme und die meist katastrophale musikalische Begleitung hören zu können, muß man Tims ganze Geschichte kennen. Oder ein Kind sein: 1968 war Tiny Tim eine Art David Hasselhoff, der Held aller Kindergärten und Spielplätze.
     Geboren wurde Tiny Tim wahrscheinlich 1925 in einem der Slums von New York als Sohn eines libanesischen Juden und einer polnischen Katholikin. Sein echter Name war Herberto Buckingham Khaury. Über die ersten dreißig Jahre seines Lebens ist wenig bekannt, außer daß er zu einem gut 1,90 Meter großen Kerl heranwuchs, der eine der größten Nasen des Bundesstaates im Gesicht hatte, Neigung zum Haarausfall, lange, dürre Beine, einen Kugelbauch und einen Kugelhintern sein eigen nannte.
     Dazu ließ er sich die Haare bis über die Schultern wachsen und schminkte sich das Gesicht weiß mit zartroten Backen. In den vierziger und fünfziger Jahren gab es bestimmt leichtere Arten, durchs Leben zu kommen, als in diesem Aufzug. Daher wundert es auch niemanden, daß Herberto sich pro Tag bis zu sechs Filme im Kino ansah und die restliche Zeit sich in sein Zimmer einschloß, um Musik zu hören. Sein Vater sagte zu ihm, er sehe aus wie Jesus. Herberto hält das bis heute für ein Kompliment des alten Mannes. Um 1955 überraschte er seine Eltern mit der Nachricht, er habe jetzt genug über Musik und Showbusiness im Kopf, um selbst eine Karriere als Sänger anstreben zu können. Herberto nannte sich fortan Julian Foxglove, Larry Love oder Derry Dover, stellte sich in die U-Bahn oder sang den Pennern etwas vor.
     1963 hatte Herberto, wie immer er sich da auch gerade nannte, ein treues Publikum gefunden. Er spielte Ukulele und sang seine eigenwilligen Versionen von Gassenhauern und alten Schlagern für die Lesben der Lower Eastside in deren Stammkneipe Page Three. Zwei Jahre lang konnte Herberto sich und seine verschiedenen Persönlichkeiten damit über Wasser halten. Er wurde zwar nicht berühmt, aber notorisch.

TIPTOE THROUGH THE TULIPS

 

 

WHEN THE SAINTS GO
MARCHING IN

 

 

TINY BUBBLES

 

 

 

 

 

 

 

 

IT'S A LONG WAY TO TIPPERARY

 

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