Musikmeldungen aktuellMusikstromKolumnenSoundcheckPopalphabetGastbeiträgeWeblinksKontaktinfo
Home
Übersicht Manuskripte
Tonio K Teil 1 : 2 : 3
27.4.98  
 

Heute lade ich Sie ein zu einer Reise ins völlig Unhippe, Unmodische, Unzeitgemäße. Ich biete Ihnen heute Glanz und Elend der Rockmusik am Beispiel eines Mannes, dessen Debüt-Album als "beste Platte aller Zeiten" gelobt worden ist, vom Rolling Stone seinerzeit 5 Sterne verliehen bekam und dessen Zweitling nicht viel schlechter war: Lernen Sie neu kennen, treffen Sie wieder Steve Krikorian alias Tonio K.
     Krikorian klingt armenisch; Krikorian ist auch armenisch. Steves Großvater war in die USA emigriert, sein Vater kämpfte dann schon als braver amerikanischer Bomberpilot gegen Hitlerdeutschland; Steve als Vertreter der 3. Krikorian-Generation in Amerika wurde im April 1949 geboren, ein klassischer Baby-Boomer-Jahrgang. Die Krikorians wohnten in verschiedenen kalifornischen Städten, zuletzt in Fresno, offensichtlich in einer armenischen Neigbourhood, da Steves Klassenkameraden Orman, Shapazian oder Mesorobian hießen. Unter Steves Anleitung wurde fleißig amerikanische Mythologie gebüffelt, etwa durch möglichst naturalistisches Nachstellen des St. Valentin´s Day Massakers, aber da muß noch mehr gewesen sein, eine Besessenheit mit europäischer Geistes- und Literaturgeschichte, oder wie sonst kann man es sich erklären, daß der Enkel armenischer Einwanderer seine erste Band The Rake´s Progress nennt, vermutlich nach Strawinskys Oper von 1951, vielleicht auch nach deren alten literarischen Schelmenroman-Vorlagen aus England.
      1973 machte Steve Krikorian seine ersten professionellen Aufnahmen als Musiker; er wurde der Sänger der Crickets, der Begleitband Buddy Hollys und vertrat den unsterblichen, aber toten Superstar auf zwei LPs. Nach der Zeit als Ersatz-Buddy-Holly wählte sich Steve Krikorian aus Thomas Manns Oeuvre dessen TONIO KRÖGER als Alter Ego aus, verkürzte den Namen zu Tonio K und ging ins Studio...
     Als Tonio Ks Debüt LIFE IN THE FOODCHAIN 1978 erschien, kriegte sich der Rezensent im damaligen Meinungsführer-Blatt Sounds nicht mehr ein; sinngemäß hieß es dort, man habe geglaubt, Platten wie diese würden nicht mehr gemacht. Damals, zwischen den Mühlsteinen Disco und Supergruppen-Progressiv-Rock mit Punk am Horizont, hieß das: Hier löst ein gänzlich unbekannter Musiker aus Kalifornien das halbvergessene Versprechen ein, daß es straighte Rockmusik geben könnte, die in einem zeitgemäßen Sound, aber ohne modische Attitüde ihre Stimme erhebt und Geschichten erzählt, ohne wie eine Lachnummer zu klingen. LIFE IN THE FOODCHAIN war ein bißchen die Platte, die man sich bis dahin immer von Bruce Springsteen gewünscht hätte, oder von Dylan oder von den Stones, eine Platte, die zeigte, daß Rockmusik nicht tot war.

ONE BIG (HAPPY) FAMILY

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

THE FUNKY WESTERN CIVILISATION

 

 

 

 

 

Weiter >>

 

Musikmeldungen aktuell | Musikstrom | Kolumnen | Soundcheck | Popalphabet | Gastbeiträge | Weblinks | Kontakt