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The Tubes Teil 1 : 2 : 3
17.5.89  
 

Vor etwas mehr als zehn Jahren wurden sie als das heißeste Live-Ding gehandelt, das der amerikanische Underground zum frisch erblühten Punk beisteuern konnte. In diesem Satz stecken praktisch alle Mißverständnisse zu den Tubes und wir fangen ganz von vorne an, in Phoenix, Arizona, in einer Grundschulklasse Anfang der sechziger Jahre, in der ein gewisser Michael Cotton und ein Indianerjunge mit Namen Prairie Prince nebeneinander sitzen und beschließen, für immer Freunde zu bleiben. "Wir sind praktisch Brüder", sagte 1986 Michael Cotton über diese Freundschaft. Ende der sechziger Jahre, als Cotton und Prairie Prince gerade nach San Francisco zur Art School wechseln wollen, treffen die beiden mit Bill Spooner und Vince Welnick zusammen, die als The Tubes schon in Phoenix und Umgebung auftreten und mit nach San Francisco wollen, genau wie Fee Waybill, der nun Sänger und Frontmann der Tubes wird, genau wie Roger Steen, genau wie Rick Anderson. Das Rocktheater-Konzept der Tubes wird schnell wichtiger als die Art School. Prairie Prince dazu: "Damals war die ganze Fingerfarben-Depressions-Therapiere-Dich-Selbst-Sache in. Darum mochte niemand unsere harten, sehr realistischen Airbrush-Arbeiten." Drei Jahre spielen die Tubes als Feierabend-Combo in der Bay-Area und nebenbei gehen Prairie Prince oder Rick Anderson als Sessionmusiker in die Studios, bis 1975 ein Plattenvertrag mit A&M unterschrieben und die erste LP produziert wird.
     WHAT DO YOU WANT FROM LIFE? von der ersten Tubes-LP, produziert 1975 von Al Kooper, ein Werk, das man getrost vergessen kann. Völlig unentschlossen hat Al Kooper die Band auf Halb-Glitter-Rock-Halb-Mainstream getrimmt. Es klingt streckenweise wie schlechter Zappa der frühen achtziger Jahre und wäre da nicht der geniale Slogan von WHITE PUNKS ON DOPE...
     Aber das Schlagwort war da und die Tubes gaben sich live alle Mühe, dem Klischee vom dekadenten Vorstadtrotzlöffel gerecht zu werden. Es machte wahrscheinlich großen Spaß, als Vorgruppe des Mahavishnu Orchestra mit Obst und Bierdosen beworfen zu werden, eine extra Organisation, das MOTHERS-AGAINST-THE-TUBES-MOVEMENT gegen sich zu haben und dann und wann wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet zu werden. Sam Shepard, selbst Musiker und Chronist von Dylans Rolling Thunder Tournee 1976 beschreibt einen Tubes-Auftritt, beziehungsweise seine Wahrnehmung eines Tubes-Auftritts: "Es ist, als liefe man in ein Gruftfestival hinein. Überall laufen Fernsehgeräte, lautstarkes, verzerrtes Feedback, das sich wie eine Kuh anhört, die auf ihre Nachgeburt tritt und nicht weiß, was ihr geschieht. Ein 2 Meter 40 großer Transvestit auf überhohen Plateausohlen, in hautengem, silbernem Jumpsuit und mit blond toupiertem Haar - wenn das Satire sein soll, dann kapier ich's nicht. Was gucken sich die Kids diesen ganzen Scheiß an, wo sie doch auch gute Musik hören könnten?"

WHAT DO YOU WANT FROM LIFE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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