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God save the Song Teil 1 : 2 : 3
Nach Jahren der erklärten Sprech-Verweigerung entdeckt die Popmusik wieder die Macht des gesungenen Wortes  
 

"What a difference a day makes, 24 little hours": Nun, ganz so schnell rotiert das Trendkarussell noch nicht, daß gleich ein jeder Tag Neues brächte, daß alle 24 Stunden die Helden von Gestern, der Fliehkraft gehorchend, vom grellbunten Holzpferd gerissen werden und davonwirbeln ins Pop-Nirvana, das mehr eine Asservatenkammer zu sein scheint, aus der man nach Belieben des Publikums oder eines Produzenten wieder hervorgezerrt werden kann. Heute Disco, morgen Glam, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind. O wie gut, daß niemand weiß, daß ich nichts von beidem weiß. Und nichts davon wissen muß, nebenbei bemerkt: in Sachen Pop genügt es, von der Existenz eines Dings zu wissen, um ein ausgewiesener Experte zu sein. Mehr schadet manchmal bloß...
     Jenseits dieses beliebten Spiels mit den Moden und Zeiten und Haltungen hat sich in den letzten Monaten etwas getan, besser: herauskristallisiert, das über die kurzlebigen und vergnüglichen Aspekte der Popbranche hinausweist - das Wort ist zurückgekehrt, der Song.
     Nun wird es nicht jedem aufgefallen sein, daß er weg war: Wachte man nicht jeden Morgen auf mit einer Melodie im Kopf und den zugehörigen Worten, spie nicht das Radio Celine um Alanis aus, deutschen Hip-Hop, deutschen Schlager, manchmal sogar guten Pop? Doch plumper Positivismus hilft da nicht weiter: Rover steckt in der Krise, auch wenn man hie und da welche auf der Straße sieht.
     Nein, die Popmusik hat sich jetzt einige Jahre lang ihre postmoderne Pause genommen und das Schreiben, das Spielen, das Singen von Songs ein paar Eigenbrötlern überlassen, ein paar Schlagerfuzzis und ein paar Trantüten. Wer tatsächlich am eigentlichen Turmbau beteiligt war, hielt die Klappe. Reden, Singen, einen Inhalt transportieren war wie Kindersex im Internet: alltäglich zwar, aber unsagbar widerlich, peinlich, proletenhaft. Wie Schutzschilde vor zu viel Unmittelbarkeit wurden die Lautstärke und die Sprachlosigkeit hochgefahren, um einer Desinvoltura zu frönen, die jene angeblich so kalten 80er Jahre aussehen ließ wie eine Wärmestube der Heilsarmee. Nein, es muß niemand wundern, wenn durch diese Praxis der Popmusik ein Teil der nachwachsenden Generation verlorenging, die sich woanders um Inhalte bemühte.
     Selbstverständlich ist in all den Jahren großartige Pop-Musik entstanden, die monochromen Sound-Stelen der Techno-Musik, die abstrakten Beats im Hip-Hop, die Raserei von Drum'n'Bass, aber die Avantgarden bedienten eine Weile zu stark den vitalistischen Aspekt der Popmusik, das Aufflammen, Verbrennen und Vergehen auf einer ewigen Party namens Leben. Diese Tänzer brauchten ihr Gehirn lediglich noch als Organ, das auf Drogen reagieren kann.

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