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Jeder, der dabei war, erzählt die Geschichte anders. Brian Wilson
saß in einem Auto und plötzlich fiel ihm SURFIN' ein. Nein, zwei
Produzenten gaben ihm den Kompositionsauftrag. Nein, sein Bruder
Dennis wollte, daß Brian einen Song über das Surfen schrieb. Nein,
Mike Love und Brian haben SURFIN' zusammen ausgetüfftelt.
Vielleicht war es aber auch so: Der
Gelegenheits-Songwriter Murry Wilson hatte drei Söhne, den gutaussehenden
Dennis, braungebrannt, blond, Traum jeder Schwiegermutter. Dann
Carl, fett und mopsig und gerade fünfzehn. Und schließlich Brian,
knapp 19, leichter Ansatz eines Bauches, aber noch eher schlank.
Murry war ein Choleriker und prügelte seine Söhne, wenn ihm gerade
danach war. Auszuhalten war es mit diesem Vater eigentlich nur,
wenn man Musik machte. Da wurde er sentimental, weil er es nie geschafft
hat, das große Ding zu landen. Diese glückliche Familie lebte in
Hawthorne, Kalifornien, und wir schreiben das Jahr 1961. Zusammen
mit ihrem Cousin Mike Love, dem Schulfreund David Marks und dem
Möchtegern-Folksänger Al Jardine singen die Wilson-Brüder bei Schulveranstaltungen
die Top-Ten rauf und runter. Ansonsten geht man Surfen, ein Sport,
der gerade im Kommen ist, und hört die dazu passende Musik, Surf
Sound ohne das Wort Surf, eine Weiterentwicklung des Highschool
Pop. Brian Wilson arrangiert die Gesangsparts für ihre Auftritte.
Er hat am meisten Talent und kann wunderbar hoch singen. Das hat
er von den Four Freshmen abgehört. Es wäre wohl ewig so weitergegangen,
hätte Al Jardine nicht ein Musikverleger-Ehepaar gekannt, Dorinda
und Hite Morgan. Die suchten ständig neues Futter für den Teenagermarkt,
und Al brachte im September 61 die Wilson-Brüder samt Cousin ins
Wohnzimmer der Morgans. Man sang die Hitparade, aber die Morgans
wollten was Neues. Dennis machte den Vorschlag, über Wellenreiten
zu singen. Brian versprach, sich das zu überlegen. Mike Love machte
mit. Und drei Tage später traf man sich als The Pendeltones wieder
bei den Morgans, diesmal mit Vater Murry Wilson im Schlepptau, der
sich wichtig machen wollte. Demos wurden aufgenommen von Brians
SURFIN' und zwei Songs der Morgan-Familie. Alle waren zufrieden,
und am 3. Oktober war Studio-Termin. Nur The Pendeltones fanden
die Morgans als Namen doof: The Beach Boys wäre viel besser.
Es muß wunderbar gewesen sein, morgens
in die Schule zugehen und die anderen zu fragen: "Habt Ihr
schon unseren Song im Radio gehört?" Hite Morgan hat nämlich einige
Probepressungen machen lassen, diese an eine Radiostation geschickt,
und langsam fing er auch an, Labels abzuklappern. Wie wenig ernst
die Sache war, erkennt man daran, daß Murry Wilson mit Frau nach
Mexiko in Urlaub fuhr, während SURFIN' herauskam. In Abwesenheit
der Eltern besorgten sich die Wilson-Brüder ein paar Instrumente,
um weiter Songs zu komponieren und einzuüben. Candix Records kaufte
SURFIN', und als Papa Murry aus dem Urlaub zurück kam, hatten seine
Söhne schon einen lokalen Hit. Jeder Surf-Fan brauchte die Platte.
Und Surf-Fans gab es jede Menge inzwischen. Das erkannte auch das
Capitol-Label und sicherte sich die Beach Boys, die allerdings auch
noch als Kenny and the Cadets oder als Carl and the Passions tätig
waren. Aber nur die Beach Boys setzten sich durch: Ganz Amerika
schien auf den Pop gewordenen Kalifornien-Sound gewartet zu haben.
SURFIN' USA, ein Chuck-Berry-Cover mit neuem Text, war der erste
Major-Hit. Und danach gab es kein Halten mehr. Wenn nicht gesurft
wurde, wurden komische Autos gefahren. Und Brian hatte die Songs
dazu. Nur die Lieder über Mädchen mußte er sich zuerst bei Herb
Alpert ausleihen.
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STUDIO CHATTER/SURFIN', 1ST ATTEMPT
SURFIN'
LITTLE GIRL
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