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Wir sind im Jahr 1968. Noch zerfallen die Beach Boys in einen produzierenden
und einen reproduzierenden Teil. Mike Love, Dennis und Carl Wilson,
Gründungsmitglied Al Jardine und Brian-Ersatz Bruce Johnston waren
auf Tour. Brian saß zuhause in Kalifornien, verließ selten sein
ständig verdunkeltes Wohnzimmer und komponierte immer ausgeflipptere
Songs auf seinem Flügel, der in einem riesigen Sandkasten aufgestellt
war. Talentierte und weniger talentierte Freunde und Musiker wie
Van Dyke Parks, Jake Rieley, Gary Usher, Tandyn Almer und Danny
Hutton machen im Lauf der nächsten Jahre beim ewigen Beach-Boys-Workshop
mit. Der Million-Seller GOOD VIBRATIONS und einige BEST OF-Platten
hatte den Beach Boys durch das wenig erfolgreiche Jahr 1967 geholfen.
1968 dagegen war ein richtiges Desaster. Die LP FRIENDS erreichte
nur Platz 126 der US-Charts. Der zunehmende Drogenkonsum machte
aus Brian ein immer weniger zurechnungsfähiges Wrack. Die von ihm
produzierten Songs wurden immer karger; den wirklichen Sound schien
Brian nur noch in seinem Kopf zu hören. Er war weit weg.
Die gesamte Band aber war auf einem
ganz speziellen Trip: Transzendentale Meditation, ein Thema, das
sich auf einigen Beach Boys Songs der Zukunft finden wird. Um die
wahre Lehre zu verbreiten, gingen die Beach Boys 1968 mit dem Maharishi
Mahesh Yogi auf Amerika-Tour. Diese wurde zur größten Katastrophe
der Bandgeschichte. Zum einen hatte Amerikas Jugend gerade mehr
Interesse an sogenannter progressiver Musik. Zum zweiten begann
die Tour genau an dem Tag, an dem Martin Luther King erschossen
wurde. Absagen, Verlegungen, Chaos. In New York kamen gerade zweihundert
Leute, um die Beach Boys zu sehen. Die Gruppe verlor Hunderttausende
von Dollars. Einige Blumenhändler wurden reich.
An ihrem kommerziellen Tiefpunkt
lief auch der Vertrag mit Capitol Records aus. Man schuldete der
Firma nach eine Langspielplatte, die zwanzigste in acht Jahren.
Um ein viertes Fiasko in Folge zu vermeiden, nahm Carl die Produktion
der möglichen Hits in die Hand. Brian durfte den Rest von 20/20
mit SMILE-Überresten auffüllen. Damit begann die Emanzipation der
restlichen Beach Boys von Brian Wilson. Dennis wurde ein immer besserer
Songschreiber; Carl hatte genug im Studio gelernt, um den Sound
hinzukriegen; Bruce Johnston und Al Jardine durften in Zukunft immer
mehr Songs beisteuern. Brian blieb im Sandkasten voll LSD, während
Carls Produktion des Phil-Spector-Goodies I CAN HEAR MUSIC immerhin
Platz 24 der Charts erreichte, auf Jahre hinaus die letzte Hit-Single
der Beach Boys. I CAN HEAR MUSIC war ein Rückgriff auf die frühen
Stärken der Band, ohne das durch Brian erweiterte Verständnis von
Musik zu vernachlässigen.
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BUSY DOIN' NOTHING
TRANSCENDENTAL MEDITATION
I CAN HEAR MUSIC
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