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Er war so peinlich, so schlecht, und dann hat er es doch geschafft,
sich aus diesem Sumpf der Viertklassigkeit zu erheben wie ein Phönix
des Glam und zu fliegen an die Spitze der Hitparaden, der ganz große
Marc Bolan, bis ihm schließlich ein Baum im Weg stand...
Marc Bolan: geboren 1947 als Marc
Feld, Sohn eines jüdischen Lastwagenfahrers und einer Standlfrau
aus Hackney, East London. Mit neun Jahren bekommt er seine erste
Gitarre, mit 12 spielt er in einer Band, die Susie & The Hoola Hoops
heißt. Die Sängerin ist Helen Shapiro, was weiter nichts zu bedeuten
hat. Wichtiger ist schon, daß Marc Feld ein "Face" ist, ein Prä-Mod,
einer, der sein ganzes Geld für Anzüge und Schals und den Friseur
ausgibt. So ein Face hört John Lee Hooker und ganz frühe Motown-Sachen
und trägt immer ein kluges Buch unterm Arm. Mit 14 ist Marc Feld
sogar ein berühmter Mod, denn die Modezeitschriften der City haben
ihn entdeckt als Model. Marcs Gesicht ist einen Sommer lang in.
Die anderen Mods hassen ihn dafür: "Mods waren die britische Version
der Beatniks, bevor das alles kommerziell wurde. Das Wort kam von
Modernist, und hatte mit Jazz zu tun und mit Camus und Sartre. Mod
war die Arbeiterklassen-Version von Existenzialismus. Marc Feld
war das Paradebeispiel für den Untergang der echten Mods. Feld ging
es nur um die Kleidung. Mit Denken hatte der nichts am Hut. Es denkt
sich auch so schwer, wenn man 20 Drinamyl eingeschmissen hat." (Steve
Sparks)
1965 war es eh vorbei mit den Mode-Mods.
Jetzt war man ein Folkie, bald danach ein Hippie. Und Marc Feld
ist ein hundertprozentiger Folkie, ein hundertprozentiger Hippie.
Marc nennt sich jetzt Toby Tyler und darf eine Single für Decca
machen, mit der er einmal ins Fernsehen kommt - und dann nimmermehr.
Wie berechnend das alles war, mögen
der Titel der B-Seite von THE WIZARD und die Titel der nächsten
Singles belegen: BEYOND THE RISING SUN, SAN FRANCISCO POET und HIPPY
GUMBO. Letzterer gefällt John Peel, der seinerzeit als Radiopirat
tätig ist, und macht aus Peel Toby Tylers alias Marc Bolans größten
Fan und Förderer. Peel spielt HIPPY GUMBO fast jede Nacht und nimmt
Marc Bolan mit zu seinen DJ-Auftritten; später produziert er Bolan
des öfteren für die BBC, bloß daß Bolan für einen Herrn John Peel
nicht mehr zu sprechen sein wird, als er es endlich zum Star gebracht
hat. Charakter hat nicht notwendigerweise etwas mit guter Popmusik
zu tun. Apropos berechnend und schlechter Charakter: Beide Erfolgsproduzenten
von Marc Bolan, nämlich Tony Visconti und Simon Napier-Bell, haben
sich nach Bolans Tod bis zum Geht-nicht-mehr an alten Bolan-Aufnahmen
vergangen. Hier eine 1981 von Napier-Bell nachproduzierte Fassung
von HIPPY GUMBO, die uns auf Umwegen wieder ins Jahr 1966 zurückbringt,
da nur Stimme und Akustikgitarre von damals sind...
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